Ausschließung anderer Städte.
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Auch die Kolberger waren nun seit dem Erwerb Stettins ganz
zurückgesetzt und von der Teilnahme am schlesischen Handel ausgeschlossen,
obwohl sie noch den meisten Wagemut besaßen. Als in Schlesien die
Material- und Fischwaren hoch impostiert wurden, ließ das General—
direktorium durch die Kammer die Kaufleute, doch unter der Hand und
ohne bruit davon zu machen, vernehmen, ob sie sich in Stand setzen
möchten, die diesseits Breslau gelegenen schlesischen Städte und das
benachbarte Polen mit solchen Waren wohlfeiler als die schlesischen
Kaufleute zu verlegen, wobei ihnen aller mögliche Vorschub und Er—
eichterung geschehen solle.) Die Kolberger waren bereit, eine Probe
zu machen, Waren nach Krossen oder Landsberg zu bringen und die
Polen dahiu zu ziehen, unter der Bedingung jedoch, daß sie sich der
Oder mit denselben Rechten wie die Stettiner und Berliner bedienen
dürften, da die Landfracht 3 Rtl. und mehr fürs Schiffpfund ausmache
und ihnen unmöglich falle.) Die Stettiner Seglerhauskaufleute schlugen
oogar vor, man solle versuchen, Warenlager in Polen nahe der schlesischen
Grenze, etwa in Lissa und Fraustadt einzurichten und von da nach
Schlesien unter Vermeidung der Abgaben einzuschmuggeln. Der Stettiner
Magistrat hielt das für zu gewagt und sogar für nachteilig, da es
die Polen nur abhalte, in Stettin die Waren zu holen — was diese
allerdings schon lange nicht taten.) Die neumärkische Kammer war
eifrig dagegen,) weil Gloxin und andere Frankfurter Kaufleute schon
viel dergleichen nach Schlesien debitierten, teils von Frankfurt aus,
teils auf den Jahrmörkten zu Züllichau und Krossen, auch die polnischen
duden viel in den Messen kauften, und weil man mehr bedacht sein
müsse, daß die Polen die Waren aus den königlichen Landen holten,
als daß man sie ihnen zuführte. Wenn die „lästigen Stettiner“ ihr
Heil in Lissa und Fraustadt versuchen wollten — außer mit den den
Frankfurtern vorbehaltenen Fischwaren —, so möchten sie es immerhin
tun, die Probe werde ihnen aber vermutlich leid werden, Scherenberg
habe die Erfahrung ja damit gemacht.
2) Spez.⸗-Bef. an die pomm. Kammer, 26. Juni 1786 (Stettin, K.-A.
Commerc.⸗S. 28).
2) Berichte des Steuerrats Neubauer, Kolberg 10. September 1736 und
31. Januar 1737 (Ebda.).
9) Berichte der pomm. Kammer vom 9. Oktober 1736 und 8. Februar
1737 (Stertin K.eA. Commerc.-S. 28).
Y Gutachten vom 1. November 1736 und 25. März 1737 (Ebda.).