Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Fünfter Teil. 
die mit Vorteil da etabliert werden könnten, da man die Rohmaterialien 
billiger zu Wasser bekomme, die Viktualien wohlfeiler habe als in den 
westlichen Industrieländern und in Sachsen. Man solle das Leinen da 
statt in Lübeck und Holland zubereiten und bleichen, anstatt die Leinsaat 
nach Holland und Öl von da zurück zu bringen, und eine lmühle an— 
legen; auch die Wachsbleicherei und Seifensiederei, Schleifmühle und 
Stahlhammer ließen sich einrichten und dadurch die Abhängigkeit von 
Danzig mindern, viele Rasche werde noch weiß ausgeführt, obwohl eine 
Färberei schon bestand. Warum könne diese schöne Anseestadt, die vor 
Stettin die große Gunst der Meereslage und der Freiheit vom Sund— 
und Wolgaster Zoll voraus habe, nicht recht emporkommen? Andere 
Seestädte, auch wenn sie keine ost- und westindischen Kompagnien oder 
Kolonien haben, beteiligten sich doch durch Verstand an solchen Kom— 
pagnien und trieben Kolonialhandel. Aber Neid und Uneinigkeit könnten 
bei hiesiger Kaufmannschaft nicht vermieden werden, solange fast alle 
einerlei Handlung zur See trieben, und dann komme einer mit seinem 
unverständigen judicium, der von nichts als mit Mollen und Schüppen 
zu handeln wisse. 
Aber so sehr auch dieser Antrag dem Geiste der neuen Wirtschafts 
politik zu entsprechen schien, er blieb völlig unbeachtet, man setzte auf 
Kolberg keine großen Hoffnungen mehr.) 
Trotz allem war der Handelsverkehr Kolbergs nicht ganz gering; 
allerdings sollte er in der Folgezeit noch zurückgehen. Die Zahl der ein— 
und auslaufenden Schiffe betrug 1722 84 und 83, 1723 89 und 84. 
aber 1742 nur 77 und 75 und 1780 gar 49 und 46. Der Lizent⸗ 
ertrag war viel höher von den einkommenden als den ausgehenden 
Waren, nämlich 1722 und 1723 von jenen 1633 Thr. 10 Gr., und 
1578 Thr. 4 Gr. von diesen nur 812 Thr. 111/, Gr. und 898 Thr. 19 Gr.) 
Es wurden vor allem eingeführt: Wein, Hering, Leinsaat und Eisen, aus— 
geführt Korn, pommersche Leinwand, Weidasche. Kläglich war aber der 
Schiffsverkehr in den anderen kleinen Häfen. Im Rügenwalde kamen 
1734 6, 1735 nur 1 (holländisches) Schiff an, 1737 8, darunter aber 
5 Stettiner Salzschiffe. Die Ausfuhr bestand fast nur in Getreide für 
1) Magistrat bedauert 4. Februar und 30. Dezember 1734 und 21. Zebruar 
1737. daß er keine Resolution darauf erhalten habe (Stettin K.-A. 12. Kolb. 33) 
2 Stettin K.⸗A. Licents. Kolberg 84 a.
	        
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