Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Sechster Teil. 
Im übrigen stand die von der vorigen Regierung eingeleitete 
Verstaatlichung der Königsberger Akzise fürs erste im Vordergrunde. 
Eine Beschwerdeschrift der Kaufleute und Mälzenbräuer-Zünfte über die 
Ursachen, wodurch die dortige Handlung in Abnehmen gebracht werde, 
führt insonderheit die Administration der Akzise, die den Fremden 
wieder zugestandene freie Salzaufschüttung und die gar zu weit ex— 
tendierte Liegerordnung an. Die Regierung wurde beauftragt, diese 
Punkte wohl zu erwägen und einige der Handlung verständige Leute 
deshalb zu vernehmen!). Sie wandte sich deswegen, wie es scheint, ledig⸗ 
lich an Vertreter der einen Partei, der Bürger-Kaufleute, wenn auch mit 
der Mahnung, die einzelnen Punkte vornehmlich in der Absicht auf 
das wahre allgemeine Beste und was zur Beförderung der Kommerzien 
gereichen, mithin dem Königlichen Interesse ersprießlich sein könne, zu 
überlegen. Eine Aufforderung allerdings, die bei Interessevertretern 
damals noch weniger als heute auf Erfolg rechnen konnte. In Königs— 
berg ist man damit wohl auch nicht weiter gekommen, jedenfalls wurde 
die Untersuchung schon bald nach Berlin gezogen, indem Bürgermeister 
Negelein am Ende des Jahres auf Königliche Anordnung dahin reiste, 
und nun im Generalkommissariat die streitigen Angelegenheiten, vor 
allem die Akzise-Einrichtung, verhandelt wurden. Es ist auch dies 
bezeichnend für die neue Regierung: der König will in die vielfach 
fremdartigen, vom Streit der Parteien verwirrten und verdunkelten 
Königsberger Verhältnisse selbst hineinsehen und eingreifen können, mehr 
als es auf dem sonst üblichen Behördenwege möglich ist; er bedient 
sich dazu einer Vertrauensperson, und zwar eines Mannes, der selbst 
dem Königsberger Bürger- und Kaufmannsstande angehörte, der aber 
an Einsicht und Kenntnissen unter seinen Mitbürgern hervorragte und 
durch maßvolle Besonnenheit zum Ratgeber und Vermittler geeignet 
erschien. Es ist eben dieser Ägidius Negelein, der in der Doppel— 
stellung als Königsberger Bürgermeister und Königlicher Hofrat, bald auch 
durch Verleihung des Adels ausgezeichnet, die neue Ära einer nüheren 
Verbindung der städtischen und staatlichen Interessen verkörpern sollte. 
Bei den Berliner Verhandlungen im Anfang des Jahres 1715 
hatte er als Einzelner schon wegen der Fülle der Materien einen harten 
1) Restr. vom 20. September 1714 (A. S. B. Ilgen, Blaspiel, Kameke, 
Creutz, Plotho. Kbg. 74 a).
	        
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