Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Der litauisch-russische Handel. 
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Den Königsbergern war es gar nicht recht, daß die drei andern Städte, 
weil es das Zollinteresse erforderte, ihnen im Handel zu Pillau gleich— 
gestellt wurden, sie gaben auch vor, die ostpreußische Getreideausfuhr 
werde dadurch geschädigt, doch erwies sich das als unbegründet.) 
So hat sich Pillau in beschränktem Maße zu einem kleinen Freihafen 
entwickelt. 
2. Sonftige Schwierigkeiten im ostpreufzischen Handels- 
wesen. 
Da der ostpreußische Handel zum großen Teil von der Zufuhr 
aus Litauen und Rußland abhing, so hat man jederzeit auf diesen 
Einfuhrhandel von Osten alle erdenkliche Rücksicht genommen. Nach 
der vulgären Meinung in der Königsberger Kaufmannswelt mußte der 
Pole und Litauer karessiert werden, da von seinem guten Willen vieles 
abhing, die exportierenden Westländer aber glaubte man nicht nötig 
zu haben und schlecht behandeln zu können. Die Politik der Regierung 
hat zwar diesem gewehrt, hinsichtlich der östlichen Handelsleute aber 
gleichfalls große Vorsicht und Schonung walten lassen. Wie es auf 
der anderen Seite gehandhabt wurde, schildert ein Memorial des 
Königsberger Kaufmanns Valentin Polikein von 1719, dessen Inhalt 
hier wiedergegeben sei. 
Im Winter haben einige Königsberger Kaufleute Leute nach 
Wilna geschickt. um ihre Schulden einzukassieren und zugleich einige 
Waren dort zu verhandeln. Dieses wollten aber die dortigen Kaufleute, 
die mit ihren Gefäßen nach Königsberg zu kommen pflegen, nicht zu— 
geben, damit es nicht herauskomme, daß sie für ihre von dort geholten 
Waren viel zu hohe Preise setzten. Daher versuchten Deputierte von 
Magistrat und Kaufmannschaft zu Wilna am 6. Januar 1718 die 
Gewölbe zu öffnen, die Waren zu konfiszieren, schwere Strafe zu ver— 
hängen und den Königsbergern den Handel und die Stadt zu ver— 
bieten. Der dortige Bischof hat das noch verhindert, aber der Wojwode 
Sapieha die Königsberger Kaufleute zu 1200 fl. Strafe wegen un— 
befugten Handels verurteilt. Die preußische Regierung hat durch 
Schreiben vom 27. Februar 1719 die Exekution aufzuschieben versucht, 
bis von beiden Staaten der freie Handel retabliert wäre. 
1) Es wurden 1718 bis 10. Mai über Pillau verschifft: von Königsberg 
gio:/, Elbing 187/,, Braunsberg 20, Danzig 19 Last Getreide.
	        
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