Polnische Straßen- und Zollordnung. 805
In Polen versuchte zu jener Zeit der Kronschatzmeister Johann
v. Czapski eine finanzielle Reform anzubahnen und den Zollgesetzen
wieder Nachdruck zu geben. Denn an diese hielt sich niemand, sondern
die Kaufleute zollten nach Abkommen mit den Zollschreibern und
zogen sich dahin, wo sie die vorteilhafteste Verzollung verabredeten.
Vor allem war es wichtig, sich die Protektion adliger Herren zu ver—
schaffen; auf solche Weise erlangten manche, vornehmlich Juden, Zoll⸗
freiheit, andere aber konnten dann gegen diese im Handel nicht auf—
kommen, und es sollen ganze Städte bei solcher Unordnung herunter⸗
gekommen sein. Im Kronschatzmeisteramt wurde nun in der Beratung
mit kaufmännischen Deputierten aus den vornehmsten Städten die
große Zollinstruktion und Zolltaxe Johanns III. von 1676 erneuert
und nach den Zeiterfordernissen ergänzt (1. Dezember 1738). Czapski
hat ferner zur Beförderung des darniederliegenden Handels von Thorn
eine Straßen- und Zollordnung für diese Stadt herausgegeben (9. Mai
1739) und die alten Straßenedikte erneuert (G. März 1740).)
In Berlin wandte man diesen Reformen große Aufmerksamkeit
zu; die neue Zollordnung wurde übersetzt und mit dem alten Tarif den
märkischen, pommerschen und preußischen Kammern zugesandt zur
Prüfung, ob und worin etwas zum Nachteil geändert sei, damit dieser—
halb dem Befinden nach am polnischen Hofe Vorstellung geschehen
könne.) Doch fand sich dazu kein Anlaß; dagegen erregte das Straßen⸗
edikt Beunruhigung, da es ein Statut von 1520 erneuerte, daß niemand
bei Verlust von Waren und Pferden durch die Mark, sondern alles über
Glogau und Fraustadt fahren müsse. In Berlin war man entschlossen,
„lieber das äußerste zu wagen, als diese Neuerung, welche durch alte
längst aus der übung gekommene polnische Reichsconstitutiones keines-
wegs justifizieret werden mag, zu Unserem und Unserer dabei interessierten
Untertanen größesten Schaden und Nachteil geschehen und einreißen zu
lassen“8) Es war vornehmlich die große Danziger Straße durch
) Alles in Stettin K.⸗A. Kommerz-Sachen Nr. 39. Bemerkenswert ist in
dem Mandat v. 9. Mai 1739, daß der Zoll auf die von Riga und Memel nach
Schlesien durchgeführte Leinsaat moderiert wurde, weil sie seit einiger Zeit der
großen Kosten wegen sich über Stettin und die Oder gezogen habe.
2) Refkripte v 26. Mat u. 31. Jult 1739 (Gen.-Akz.⸗ u. Zoll.⸗Dept. Tit. 16,
Sekt. 1, Nr. 3).
3) Reskript an pom. Kammer, 21. März 1740 (Ausf. ggz. Borcke, Podewils.
Stettin K.⸗A. Nr. 39).