Verhältnis zu Danzig.
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da das bei der Stadt gesponnene Garn an Ort und Stelle verwebt
und wenig oder nichts auswärts debitiert werde.!)
Die aus Pommern und Preußen kommenden Handelsberichte
lenkten die Aufmerksamkeit auch auf die überragende Stellung der
Stadt Danzig und ließen in jener Zeit Erwägungen auftauchen, ob
ihr nicht zugunsten der preußischen Lande Abbruch zu tun sei. Die
Thronfolgewirren in Polen, die mehrmonatige Belagerung Danzigs
durch die Russen 1734 legten den Gedanken nahe, daß dadurch für
den Handel Preußens und Königsberg etwas zu gewinnen sein könne.
Die darüber angestellten Beratungen blieben allerdings noch ergebnis—
los und haben lediglich den Wert einer theoretischen Untersuchung
über die östlichen Handelsverhältnisse.,) Danzig behielt noch sein Über⸗
gewicht und überwand schnell den Schaden. Nur tauchten seitdem
immer wieder Pläne auf, die sich gegen die Handelsstellung des
Weichsel-Emporiums richteten.
So wurde, als der preußische Resident in Danzig berichtete,
dort sei der Einfuhrzoll auf Juchten erhöht, die russischen Kaufleute
seien darüber mißvergnügt und die Lübecker bemühten sich, diesen
Handel an sich zu ziehen, nach Pommern und Preußen befohlen,
bei solchen Umständen das gleiche zu versuchen.) Auf dem Danziger
Dominiksmarkte kamen auch weitergehende Pläne zur Sprache. So
brachten 1736 einige polnische Handelsleute, die mit dem Markt in
Danzig und den Praktiken dortiger Kaufleute unzufrieden waren,
vor, daß sie lieber in Marienwerder ihre Waren absetzen wollten,
wenn sie da nur Abnahme und Retourwaren fänden. In Berlin
2) Nachrichten aus dem Memeler Stadtarchiv, die erste undatiert, die zweite
nach einer Verordnung der litau. Deputauion an den Magistrat v. 8. Sept. 1733.
)) Attenst. 104. Nur der Zoll hatte davon Gewinn. 1734 kamen für
80 460/, Rilr. gestempelte (also inländische) Textilwaren seewäris ein, die sonst nur
landwärts eingeführt wurden, und mußten so mit 4 statt 10/, verzollt werden.
1735 hatte der Zoll ein Plus von 27 000 Rtitr. (Gen.-Dir. Ostpr. 22, Nr. 25).
9) Reskript des Gen-Dir. 14. Januar 1735. Erhalten ist nur die Antwort
des Kolberger Seglerhauses: Der Kolberger Juchtenimpost sei viel höher als der
Danziger, und wegen der anderen Frage, ob der Handel nach Lübeck vortetlhafter
als nach Danzig sein würde, so seien dort die Unkosten nicht geringer, die Raschen
aber viel schlechter abzusetzen, und Danziger Leder könnten sie nicht enibehren
(Kolb. Seglerh. L. 6). — Vgl. auch Attenst. 112.