Full text: Dialogform und Argument

C. Die Bedeutung des Wandels 
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Doch die (noch immer beliebte) dialogübergreifende Kombination 
läßt auch andere Befunde außer acht: An der ‘Nomoi’-Stelle heißt 
es, die Zusammenarbeit mit dem ‚besonnenen Tyrannen‘ sei zwar 
die beste, nicht aber die einzige Möglichkeit, die beste Polis zu 
schaffen; am zweitbesten nämlich entstehe diese aus einer Kö- 
nigsherrschaft, am drittbesten aus einer Demokratie, vergleichs- 
weise am schwierigsten aber aus einer Oligarchie.*°? In der verän- 
derten Reihenfolge der Bewertung (Demokratie vor Oligarchie) und 
in der Einbeziehung der (in der ‘Politeia’ ausgeblendeten) Königs- 
herrschaft erkennt man deutliche Indizien dafür, daß dem Verfas- 
ser dieser Passage hier keineswegs die “‘Politeia’ vorschwebte; 
wider den Geist der ‘Politeia’ ist im übrigen auch das in den 
Nomoi’ ausdrücklich hervorgehobene Kriterium der Zahl der 
Regierenden. #0 Vor allem aber zeigt die Bemerkung eindeutig, 
daß an eine gesetzmäßige historische Abfolge, wie sie ein Verfas- 
sungskreislauf nun einmal darstellt, an der ‘Nomoi’-Stelle ebenso- 
wenig gedacht ist wie in der ‘Politeia’. Erst die methodisch frag- 
würdige und sachlich irreführende Kombination rein verbaler Über- 
einstimmungen konnte die einigermaßen absurde Vorstellung ins 
Leben rufen, ausgerechnet die extrem ungerechte Tyrannis der 
Politeia’ könne von Platon dazu bestimmt sein, in die vollendet 
gerechte und glückszuträgliche gute Ordnung umschlagen. 
Der angeblich platonische Glaube an einen Kreislauf der Verfas- 
sungen erweist sich also bei näherem Zusehen als ein reines 
Phantom. “11 Um manch andere Überzeugung, die Platon von sei- 
nen Interpreten zugeschrieben wird, mag es ähnlich stehen. 
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410 Siehe unten S.185-188, 
41 Zum selben Ergebnis kommt Despotopoulos [1975], der den Befund, so- 
weit ich sehe, am gründlichsten zur Kenntnis genommen hat.
	        
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