DIE ERZÄHLUNG DER ODYSSEE.
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schon im 4. Jahrh. muß dieser Wurf erfolgt sein, vielleicht
durch die mittlere Komödie; denn schon Timaios 1 ) gibt dem
ungleichen Paar die Stammväter dreier Barbarenvölker, Kel-
tos, Illyrios und Galatos, zu Söhnen, wofür natürlich die Her-
leitung des Namens Galatos von Galateia maßgebend war,
und Theokrit verbindet geschickt beide Versionen, indem er
Polyphemos, nachdem er die Sprödigkeit der Schönen end
lich überwunden hat, mit ihr schmollen und Galateia um
ihn werben läßt. 1 2 ) Auf alexandrinischc Dichtungen dieses
Inhalts von der Liebe Galateias zu Polyphem spielen Properz 3 ),
Lukian 4 ) und Nonnos 5 ) an. Auf einem herkulanensischen
Bilde bringt ein auf einem Delphin reitender Eros dem Poly
phem einen Liebesbrief der Galateia. 6 ) Andere Bildwerke
zeigen das Liebespaar in feuriger Umarmung. 7 ) So ist aus
dem Ungetüm der Odyssee schließlich ein zärtlicher Liebhaber
geworden.
Nachdem Odysseus dem Kyklopen entronnen ist, lächelt
ihm zunächst das Glück, und von dem Zorn des Poseidon
ist noch nichts zu merken. Er kommt zu der schwimmenden
Insel Aiolie, die ganz von einer Mauer aus Erz umgeben ist.
Dort haust Aiolos, der Sohn des Hippotes, den Zeus zum
1) Er. 37 (Appiau Illyr. 2), vgl. Et. Magn. 220, 5 [v. FaXarid]-, Apro-
nianus Sohol. Aen. VIII 7 (Ihm Rhein. Mus. XLV 1890, 629). S. Geffeken
Timaios’ Geogr. d. West. 78; 151.
2) VI 20ff., namentlich 25: cUAd xai avxdg Sym xv(£cov ndhv ov noMgr/fU.
Nun hält sich Polyphemos sogar für schön 34ff.: xai ydg ih]v ovö' elöog Sym
xaxov, mg ߣ Myovxi. rj ydg ngäv ig novxov SaSß?Enov, ijg öS ydkdva, xai xdkd
rd yeveia, y.a?A öe juoi d yia xmga, mg Tiag’ S/xiv y.Sxgixai, xaxecpaivexo, xwv
öe x’ ddövrmv ÄEVxoxSgav avydv Uaglag vnecpaivE U&oio; danach Ovid Met.
XIII 840f. certe ego me novi liquidaeque in imagine vidi nuper aquae, placuiique
mihi mea forma videnti, etc.
3) III 1, 45 qui etiam, Polypheme, fera Galatea sub Aetna ad lua roranles
carmina flexit equos. Vgl. Philostr. im. II 18 p. 423 öe (Galateia) Sv circa?*.fj
xf] {}a/.d(7(jrj nai^ei xexgcogov öehptvojv l-vvdyovaa oqiotfvyovvxmv xe xai xavxöv
nvEovxmv; danach Rafaels Galatea.
4) Dial. mar. 1, wo Galateia die Gestalt ihres Liebhabers gegen den Spott
der Doris verteidigt.
5) Nonn. VI 322 ff. XXXIX 257 ff. XL 555 ff. XLIII 392 ff. Des Dichters
eigene Erfindung ist es, daß sie ihn durch ihren Liebreiz zurüokhält, mit den
übrigen Kyklopen dem Dionysos gegen den Inderkönig Deriades zu Hilfe zu
ziehen, weshalb sieh seine Mutter Thoosa seiner schämt.
6) Pitt, d’ Ero. I 10, besser Roscher Myth. Lex. III 2710 Fig. 9; vgl. Theokr.
VI 31 f. xavxa 8' iamg iaogmaa noevvxd fie noXXdxi Tte/iyiet äyyeXov. Über die
Polyphem und Galateia darstellenden Bilder s. O. Jahn Arch. Beitr. 415ff.;
Helbig Symb. crit. philol. Bonn. 362 ff.
7) Reliefbild augusteischer Zeit, Schreiber Hellen. Reliefb. 55; pompeian.
Bilder, Helbig Atl, 13, 1; Sauer Torso v. Belvedere S. 59.
Preller, Griech. Mythologie II 1 3 (Ko b er t, Heldens. III 2,2). 88