Full text: "Nur deshalb sind dem Tode wir entronnen, damit wir an dem Frieden bau'n"

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FRAUEN IN DER EMIGRATION 
Von Maria Weiterer 
Zu den Menschen, die Gegner des Hitler-Regimes waren und die ihre 
Gegnerschaft auch durch aktiven Kampf zum Ausdruck brachten, gehörten 
sehr viele Frauen. Ein Teil von ihnen war im Laufe der langen Jahre der 
faschistischen Herrschaft in Deutschland gezwungen, die Heimat zu ver 
lassen und Asyl zu suchen in einem benachbarten Land. 
Diese politischen Emigrantinnen übernahmen meistens vom ersten Augen 
blick an, wo sie in der Emigration auftauchten, neue Verpflichtungen, neue 
Arbeit. Die politischen Emigrantengruppen in allen Ländern um Deutsch 
land herum betrachteten es als ihre Hauptaufgabe, mit an der Vernichtung 
des Hitler-Faschismus zu arbeiten; sie entfalteten eine rege Tätigkeit, um 
die Bevölkerung ihrer Gastländer aufzuklären über die Gestapomethoden, 
die Rechtsunsicherheit in Deutschland, das ganze Terrorregime. Diese 
Frauen führten viele Kampagnen gegen cJie Ermordung von Antifaschisten 
in Deutschland durch. So protestierte man z. B. mit allen Mitteln gegen 
das Todesurteil der Lieselotte Herrmann. 
Eine große Arbeit leisteten insbesondere die Emigrantinnen in der materiellen, 
sozialen und politischen Betreuung ihrer Gruppen. Sie organisierten die 
Hilfe der mit ihnen sympathisierenden einheimischen Bevölkerung der 
Länder, sie arbeiteten aktiv mit in den Emigrationskomitees und in der 
Schulung der Emigranten. Da viele von ihnen nicht in der Lage waren, 
die Landespresse zu lesen, war es notwendig, sie über das politische Ge 
schehen in der Heimat wie in der ganzen Welt zu informieren. 
Viele deutsche Emigrantinnen aus allen Emigrationsländern meldeten sich 
1936 freiwillig, um dem spanischen Volk in seinem Kampf gegen den 
Faschismus zu helfen. Sie arbeiteten dort als Ärztinnen, als Kranken 
schwestern, als Verwaltungsbeamtinnen, ja einige von ihnen standen mit 
der Waffe in der Hand in den ersten Linien der Frontkämpfer. 
Als Hitler fast ganz Europa mit Krieg überzog, wurden viele Emigranten 
interniert. In den Internierungslagern der Frauen waren es wiederum die 
politischen Emigrantinnen, die für Sauberkeit und Ordnung sorgten, die 
ein Kameradschaftsleben entwickelten und die Solidarität des Auslands 
und der jeweiligen einheimischen Bevölkerung für die Internierten weckten 
und organisierten. 
Nach der Besetzung der verschiedenen europäischen Länder durch die Hitler- 
Armeen haben viele deutsche Emigrantinnen in den Reihen der nationalen 
Widerstandsbewegungen eine außerordentlich wertvolle Arbeit für den 
Widerstandskampf geleistet. Sie haben vor allen Dingen unter den 
deutschen Soldaten gearbeitet, um sie aufzuklären, für welche verwerfliche 
und verlorene Sache sie die Waffen trugen. 
Diese unentwegten Kämpferinnen gegen den Faschismus, die zumeist vor 
ihrer Emigration Bekanntschaft mit den Gestapomethoden und Konzentra 
tionslagern gemacht hatten, stehen heute fast alle in verantwortlichen 
Stellungen, um die Heimat, die sie lieben und nie vergessen haben, von 
den Spuren der Hitler-Zeit zu befreien und aktiv am Neuaufbau des 
materiellen und geistigen Lebens des deutschen Volkes mitzuhelfen.
	        
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