Eines Tages nun, es mochten wohl an die vier Jahr seit der Hochzeit ver
flossen sein, saß der junge Kronenwirt — denn daS war er ja jetzt — auch
einmal in der WirtSstubc. Da kam seine Frau herein, stellte sich vor ihn und
sagte: „Denke dir, gestern unter Mittag ist einer von unsern Mähern unter der
Traumbuche eingeschlafen und hat nicht daran gedacht. Weißt du, was er ge
träumt hat? Er hat geträumt, er wäre steinreich. Und wer ist's? Der alte
Kaspar, der so dumm ist, daß er einen dauert, und den wir nur noch aus Mit
leid behalten. Was der wohl mit dem vielen Gelde anfangen wird?"
Da lachte der Mann tind sagte: „Wie kannst du nur an das dumme Zeug
glauben, und bist sonst eine so kluge Frau? Ueberlegc dir doch selbst, ob ein
Baum, und wenn er noch so schön und alt ist, die Zukunft, wissen kann."
Da sah die Frau ihren Mann mit großen Augen an, schüttelte den Kopf und sprach
ernsthaft: „Mann, versündige dich nicht! Ueber solche Dinge soll man nicht scherzen."
//Ich scherze nicht, Frau!" erwiderte der Mann.
Darauf schwieg die Frau wieder eine Weile, als wenn sie ihn nicht recht
verstünde, und sagte dann: „Wozu das nur alles ist! Ich dachte du hattest alle
Ursache, dein alten, heiligen Baume dankbar zu sein. Ist nicht allcS so ein
getroffen, wie du es geträumt?"
Als sie dies gesagt, machte der Mann das freundlichste Gesicht der Welt
und cntgegnete: „Gott weiß cs, daß ich dankbar bin; Gott und dir. Ja, ein
schöner Traum war's! Ist mir's doch, als wenn es erst gestern gewesen wäre,