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sicb mit gläsernen Angen .um, und dann nickt's noch einmal. Da steht eine
weiße Aster daneben (und daS war jedenfalls die Mutter) und sagt:
„Gänseblümchen, mein Engelchen,
Fall' nicht vom Stcngelchen!
Geh zu Bett, mein Kind." Und das Gänseblümchen duckt sich hin und schläft
ein. Dabei verschiebt sich'S das weiße Mützchcn, daß ihm die Spitzen gerade
übers Gesicht fallen. Darauf schläft die Aster auch ein.
Wie Goldtöchterchen sieht, daß alles schläft, fallen ihm die Augen auch zu.
Da liegt es nun aus der Wiese und schläft, und mittlerweile läuft seine Mutter
immer noch im ganzen Hause umher und sucht's und weint. Sic geht in alle
Kammern und sieht in alle Winkel, unter alle Betten und unter die Treppe.
Dann geht sie auf die Wiese bis an den Busch und durch den Busch bis an
den Teich. Ueber den Teich kann eö nicht gckonimen sein, denkt sie iind geht
wieder zurück, lind durchsucht noch einmal alle Winkel und Ecken lind sieht
unter alle Betten und unter die Treppe. Wie sie daniit fertig ist, geht sie wieder
auf die Wiese, und wieder in den Busch, und- wieder bis an den Teich. Das
tut sie den ganzen Tag, und je länger sie cs tut, desto mehr weint sic. Der
Mann aber läuft unterdes in der ganzen Stadt umher und fragt, ob niemand
Goldtöchterchen gesehen hat.
Als eö aber ganz dunkel geworden war, kain einer voll den zwölf Engeln,
die jede» Abend über die ganze Welt hinwegfliegen nlüffcn, um nachzusehen, ob
sich nicht irgendwo ein kleines Kind verlaufen hat, und cs wieder zu seiner
Mutter zu bringen, auch auf die grüne Wiese. Als er Goldtöchterchen hier
liegen und schlafeii sah, hob er cs behutsam auf, ohne eö zu wecken, flog bis
über die Stadt und sah nach, in welchcnt Hause noch Licht war. „Das wird
wohl das Haus sein, wo's hingehört," sagte er, als er daS Haus von Gold-
tdchtcrchens Eltern sah, und das Licht im Wohnzimmer brannte immer noch.
Heimlich sah er zunc Fenster hinein: da saßen Vater und Mutter sich an dem