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aus bcr Erde licken. Zwei widerlich häßliche, splitternackte Kerle knieten auf ihm
und suchten ihn zu erwürgen. La blickte er um sich, ob er nicht irgend eine Waffe
fände, mit der er den beiden Kerlen zu Leibe gehen könnte, und da er nichts
fand, riß er in seiner Todesangst einen großen Vaumast ab. Kaum jedoch hatte
er diesen erfaßt, als er sich in seinen Händen in eine mächtige Hellebarde ver
wandelte. Damit stürmte er auf die beiden Ungeheuer loö und rannte sie ihnen
durch den Leib, so daß sie mit Geheul den Alten losließen und fortsprangen.
Darauf hob er den ehrwürdigen Greis auf, tröstete ihn und fragte, warum
ihn die beiden nackten Kerle hätten erwürgen wollen.
Da erzählte jener, er sei der König der Träume und aus Versehen etwas
vom Wege ab m daS Reich seines größten Feindes, des Königs der Wirklichkeit,
gekommen. Sobald dies der König der Wirklichkeit bemerkt habe, hätte er ihm
durch zwei seiner Diener auflauern lassen, damit sie ihm den Garaus machten.
„Hattest du denn dem König der Wirklichkeit etwas zuleide getan?" fragte
Traumjörge.
„Behüte Gott!" versicherte jener. „Er wird aber überhaupt sehr leicht gegen
andre ausfällig. Dies liegt in seinem Charakter — und mich besonders haßt
er wie die Sünde!"
„Aber die Kerle, die er geschickt hatte, dich zu erwürgen, waren ja ganz
nackt!"
„Jawohl," sagte der König, „splitterfasernackt. Daö ist so Mode im Lande
der Wirklichkeit. Alle Leute gehen dort nackt, selbst der König, und schämen
sich nicht einmal. Es ist ein abscheuliches Volk! — Weil du mir nun aber daö
Leben gerettet hast, will ich mich dankbar gegen dich erweisen und dir mein
Land zeigen. Es ist wohl daö herrlichste der Welt, und die Träume sind meine
Untertanen!"
Darauf ging der König der Träume voran und Jörg folgte ihm. Als sie
an die Stelle kamen, wo die Wolken ans die Erde hingen, wies der König auf
eine Falltürc, welche so versteckt im Busch lag, daß sic gar nicht zu finden war,