Full text: Träumereien an französischen Kaminen: Märchen

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wenn man cs nicht wußte. Er hob sie auf und führte seinen Begleiter fünf- 
hundert Steifen hinab in eine hell erleuchtete Grotte, welche sich meilenweit in 
wunderbarer Pracht hinzog. Es war, unsäglich schön! Da waren Schlösser auf 
Inseln mitten in großen Seen, und die Inseln schwammen umher wie Schiffe. 
Wenn man in ein solches Schloß hineingehen wollte, brauchte ncan sich nur 
an das Ufer zu stellen und zu rufen: 
„Schlößlcin, Schlößlei'n, schwimm heran. 
Daß ich in dich 'reingchn kann!" 
dann ka>n es von selbst an das Ufer. Weiter waren noch andre Schlösser da 
auf Wolken; die flogen langsam in der Luft. Sprach man aber: 
„Steig herab, mein Luftschlößlein, 
Daß ich kann in dich hinein!" 
so senkten sie sich langsam nieder. Außerdem waren noch da Gürten mit Blumen, 
die am Tag dufteten und in der Nacht leuchteten; schillernde Vögel, die Märchen 
erzählten, und eine Menge andrer ganz wunderbarer Sachen. Traumjörgc konnte 
mit Staunen und Bewundern gar nicht fertig werden. 
„Nun will ich dir auch noch meine Untertanen, die Traume, zeigen," sagte 
der König. „Ich habe deren drei Sorten. Gute Traume für die guten Menschen, 
böse Traume für die bösen und außerdem Traumkobolde. Mit den letzteren 
mache ich mir zuweilen einen Spaß, denn ein König muß doch auch zuweilen 
seinen Spaß haben." — 
Zuerst führte er ihn also in eins der Schlösser, welches eine so verzwickte 
Bauart hatte, daß es förmlich komisch aussah: „Hier wohnen die Traumkobolde," 
sprach er, kleines, übermütiges, schabcrnackigcs Volk. Tut niemandem was, aber 
neckt gern." 
„Komm einmal her, Kleiner," rief er darauf einem der Kobolde zu, 
„und sei einmal einen einzigen Augenblick ernsthaft." Hernach fuhr er fort
	        
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