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und sagte zu Traumjörge: „Weißt du, was der Schelm tut, wenn ich ihm
einmal ausnahmsweise erlaube, auf die Erde hinaufzusteigen? Er lauft ins
nächste Haus, holt den ersten besten Menschen, der gerade wunderschön schlaft,
auS den Federn, trägt ihn auf den Kirchturm und wirft ihn kopfüber herunter.
Dann springt er eiligst die Turintreppe hinab, so daß er unten eher ankommt,
fangt ihn auf, trägt ihn wieder nach Haus und schmeißt ihn so ins Bett, daß
es kracht und er davon aufwacht. Dann reibt der sich den Schlaf auö den Augen,
sieht sich ganz verwundert um und spricht: „Ei du lieber Gott, war mir's doch
gerade, als wenn ich vorn Kirchturm herabfiele. Es ist nur gut, daß ich bloß
geträumt habe."
„Das ist der?" rief Traumjörge. „Siehst du, der ist auch schon einmal
bei mir gewesen! Wenn er aber wiederkommt und ich erwische ihn, soll's ihm
schlecht ergehen." Kaum hatte er dies noch gesagt, so sprang ein andrer Traum
kobold unter dem Tische hervor. Der sah fast aus wie ein kleiner Hund, denn
er hatte ein ganz zottiges Wämslcin an und die Zunge steckte er auch heraus.
„Der ist auch nicht viel besser," meinte der Traumkömg. „Er bellt wie
ein Hund, und dabei hat er Kräfte wie ein Riese. Wenn dann die Leute im Traume
Angst bekommen, halt er sie an Händen und Beinen fest, daß sie nicht fort
können."
„Den kenne ich auch," fiel Traumjörge ein. „Wenn man fort will, ist eö
einem, als wenn man starr und steif wie ein Stück Holz wäre. Wenn man
den Arm aufheben will, geht cs nicht, und wenn man die Beine rühren will,
geht cs auch nicht. Manchmal ist'ö aber kein Hund, sondern ein Bar, oder ein
Räuber, oder sonst etwas Schlimmes!"
„Ich werde ihnen nie wieder erlauben, dich zu besuchen, Traumjörge,"
beruhigte ihn der König. „Nun komm einmal zu den bösen Traumen, aber
fürchte dich nicht, sie werden dir keinen Schaden zufügen; sie sind nur für die
bösen Menschen. Damit traten sie in einen ungeheuren Raum ein, der von einer
hohen Mauer umgeben und mittels einer gewaltigen eisernen Tür verschlossen