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war. Hier wimmelte cs von de» greulichsten Gestalten und den entsetzlichsten
Ungeheuern. Manche sahen wie Menschen, manche halb wie Menschen, halb
wie Tiere, inanche ganz wie Tiere aus. Erschrocken wich Traumjörge zurück bis
an die eiserne Tür. Doch der König redete ihm freundlich zu und sprach:
„Willst du dir nicht genauer besehen, was böse Menschen träumen müssen?"
Und er winkte einem Traume, der zunächst stand; das war ein scheußlicher Riese,
der hatte unter jedem Arme ein Mühlrad.
„Erzähle, was du h-mt nacht tun wirst!" herrschte der König ihn an.
Da zog das Ungeheuer den Kopf in die Schultern und den Mund bis zu
den Ohren, wackelte mit dein Rücken, wie einer, der sich so recht freut, und
sagte grinsend: „Ich gehe zum reichen Mann, der seinen Vater hat hungern
lassen. Als der alte Mann sich eines Tagcö auf die steinerne Treppe vor dem
Hause seines Sohnes gesetzt hatte und um Brot bat, kam der Sohn und sagte
zum Gesinde: Jagt mir einmal den Hampelmann fort! Da gehe ich nun nachts
zu ihm und ziehe ihn zwischen den zwei Mühlrädern durch, bis alle seine Knochen
hübsch kurz und klein gebrochen sind. Ist er dann so recht schmcidig und zapplig
geworden, so nehme ich ihn am Kragen, schüttle ihn und sage: Sichst du,
wie hübsch du nun zappelst, du Hampelmann! Dann wacht er auf, klappert
mit den Zähnen und ruft: Frau, bring mir noch ein Deckbett, mich friert. Und
wenn er wieder eingeschlafen ist, mache ich's aufs neue!"
Als Traumjörge dies gehört, drängte er sich mit Gewalt zur Tür hinaus,
den König nach sich ziehend, und rief: „Nicht einen Augenblick langer bleibe ich
hier bei den bösen Träumen. Das ist ja entsetzlich!"
Doch der König führte ihn nun in einen prächtigen Garten, wo die Wege
von Silber, die Beete von Gold und die Blumen von geschliffenen Edelsteinen
waren. In dem gingen die guten Traume spazieren. Das erste, was er sah,
war ein Traum wie eine junge blaffe Frau, die hatte unter dem einen Arme
eine Arche Noah, und unter dem andern einen Baukasten.
„Wer ist denn das?" fragte der Traumjörge.