Full text: Träumereien an französischen Kaminen: Märchen

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fein blaues Wunder erleben, so schön und herrlich sei eö mit den unsichtbaren 
Königreichen. 
„Nämlich," sagte er, „mit den gewöhnliche», sichtbaren. ist es doch zuweilen 
eine sehr unangenehme Sache. Zum Exempel: du bist König in einem gewöhn 
lichen Königreiche, und frühmorgens tritt der Minister an dein Bett und sagt: 
Majestät, ich brauche tausend Taler fürs Reich. Darauf öffnest du die Staats 
kasse und findest auch nicht einen Heller darin! Was willst du dann anfangen? 
Oder, zum andern: du bekommst Krieg und verlierst, und der andre König, der 
dich besiegt hat, heiratet deine Prinzessin; dich aber sperrt er in einen Turm. 
So etwas kann in einem unsichtbaren Königreiche nicht vorfallen!" 
„Wenn wir es nun aber nicht sehen," fragte Traumjörge, noch immer 
etwas betreten, was kann uns dann unser Königreich nützen?" 
„Du sonderbarer Mensch," sagte der König darauf und hielt den Zeigefinger 
a» die Stirn, „du und deine Prinzessin, ihr seht es schon! Ihr seht die Schlösser 
und Gärten, die Wiesen und Wälder, die zu dem Königreich gehören, wohl! 
Ihr wohnt darin, geht spazieren und könnt alles damit machen, was euch ge 
fällt; nur die ander» Leute sehen es nicht. 
Da war Traumjörge hoch erfreut, denn es war ihm schon etwas ängstlich 
zu Mut, ob die Leute im Dorf ihn nicht scheel ansehen würden, wenn er mit 
seiner Prinzessin nach Hause käme und König wäre. Er nahm sehr gerührt Ab 
schied vom König der Träume, stieg mit der Prinzessin die fünfhundert Stufe» 
hinauf, nahm ihr den silberne» Schleier vom Kopf und warf ihn hinunter. 
Darauf wollte er die Falltüre zumachen, aber sie war sehr schwer. Er konnte 
sie nicht halten und ließ sie fallen. Da gab es einen ungeheuren Knall, fast so 
arg, als wenn viele Kanonen auf einmal losgeschoffeu werden, und es vergingen 
ihm auf einen Augenblick die Sinne. Als er wieder zu sich kam, saß er vor 
seinem Häuschen auf dem alten Mühlstein und nebe» ihm die Prinzessin, und 
sie war von Fleisch und Blut, wie ein gewöhnliches Menschenkind. Sie hielt 
seine Hand, streichelte sie und sagte: „Du lieber, guter, närrischer Mensch, du
	        
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