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Wie der Teufel ins Weihwasser fiel.
£^Vif3 der Teufel öfters Unglück hat/ weiß jedermann. Ja, eö kommt so
häufig vor/ daß man einen Menschen, der Zahnschmerzen hat, oder im
Winter mit zerrissenen Stiefeln auf der Chaussee Steine klopfen muß, oder dem
sein Schatz an seinem Geburtstage einen Brief schickt, in dem kein Glückwunsch
steht, wohl aber eine Absage auf immer — daß man sie alle drei arme Teufel nennt.
Eines Tages schnupperte der Teufel im Kölner Dome umher, in der Hoffnung,
vielleicht ein fettes Mönchlein oder eine alte Betschwester zu erhaschen, da
stolperte er und — plantsch! — fiel er mitten in das Becken mit dem Weih
wasser hinein. Da. hattet ihr sehen sollen, waS er für Gesichter schnitt, wie er
sprudelte und prustete und wie flink er machte, daß er wieder herauskam! Und
wie er sich nachher schüttelte und wie ein begossener Pudel davon schlich! Dabei
war eö noch um bir Weihnachtszeit, so daß er vor Frost klapperte, als er vor
dem Dome stand, aus dem er schleunigst retiriert war, weil er fürchtete, daß
die Frommen es bemerkt haben und ihn auslachen könnten.
„Was sang ich nun an?" sagte er cmd besah sich von oben biö unten.
„Zu Haus, in die Hölle, getraue ich mich in dem Aufzuge nicht. Meine Groß
mutter würde mir gut den Text lesen. Ich werde auf ein paar Stunden ins
Mohrenland gehen, da ist eö warm, und ich kann meine Kleider trocknen. Außer
dem werden heute dort Gefangene geschlachtet. Hab' ich meinen Operngucker mit?"
Er ging also nach Mohrenland, sah beim Schlachten zu, klatschte tüchtig
bravo, wenn eö ihm gefiel, und als sein Rock völlig trocken war, trollte er sich
vergnügt nach Hause, in die Hölle.