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dachte: „Was du doch für eine törichte Frau bist! Wo hast du nur deinen Ver
stand gehabt? Dümmer hattest du eö gar nicht anfangen können!"
Der König aber ging in feinem Zimmer auf und ab, rieb sich die Hände
und sagte: „ES ist doch ein wahres Glück, daß meine Frau keine Pfeffernüsse
backen kann! WaS hatte ich ihr sonst erwidern sollen, als sie mir vorwarf, daß
ich das'Brummeisen nicht zu spielen verstünde?!"
Nachdem er dies wenigstens drei- oder viermal wiederholt hatte, wurde er
immer vergnügter. Er fing an seine Lieblingsmelodie zu pfeifen, besah sich dann
das große Bild der Königin, welches in seinem Zimmer hing, stieg auf einen
Stuhl, um mit dem Taschentuch einen Spinnenfaden abzuwischen, der der
Königin gerade über die Nase herabhing, und sagte endlich:
„Sie hat sich gewiß recht geärgert, die gtite, kleine Fra»! Ich >verde ein
mal sehen, was sie macht!"
Damit ging er zur Tür hinaus auf den langen Gang, auf welchen alle Zimmer
mündeten. Weil aber an diesem Tage alles verkehrt ging, so halte der Kammerdiener
vergessen die Lampen anzuzünden, obgleich es schon acht Uhr abends und stockdunkel war.
Daher streckte der König die Hände vor sich, um sich nicht zu stoßen, und
tappte vorsichtig an der Wand hin. Plötzlich fühlte er etwas Weiches. „Wer
ist da?" fragte er.
„Ich bin es," antwortete die Königin.
„Was suchst du, mein Schatz?"
„Ich wollte dich um Verzeihung bitten," erwiderte die Königin, „weil ich
dich so gekrankt habe."
„Das brauchst du gar nicht!" sagte der König und fiel ihr um den Hals.
„Ich habe mehr Schuld als du, und langst alles vergessen. Aber, weißt du,
zwei Worte wollen wir in unserm Königreiche bei Todesstrafe verbieten lassen,
Brummeisen und —
„Und Pfeffernüsse," fiel die Königin lachend ein, indem sie sich heimlich noch ein
paar Tranen aus den Augen wischte - cmd damit hat die Geschichte ein Ende. —