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Darauf zog er sich seinen besten Rock an, nahm die Stelzen unter den Arm
und ging hinaus an den Sumpf, wo er auch gleich den Storch fand.
„Ganz gehorsamer Diener Euer Gnaden !" sagte er zu ihm und machte ein
tiefes Kompliment.
„Meinst du mich?" fragte der Storch, der auf seinen schönen roten Stelzen
behaglich im Wasser stand.
„Ich bin so frei!" erwiderte der Bauer.
„Nun, was willst du?"
„Ich möchte gern ein kleines Mädchen haben, und da hat sich meine Frau erlaubt,
Euer Gnaden ein kleines Geschenk zu schicken. Ein paar ganz bescheidene Stelzen."
„Da mach nur, daß du wieder nach Hause kommst!" entgcgnetc der Storch,
indem er sich auf einem Beine umdrehte und den Bauer gar nicht wieder ansah.
„Ein kleines Mädchen kannst du nicht bekommen; und deine Stelzen brauche ich
auch nicht! Ich habe schon zwei sehr schöne rote, und da ich meist nur eine auf
einmal benutze, so werden sie wohl sehr lange vorhalten. — Außerdem sind ja deine
Stelzen ganz abscheulich häßlich. Pfui! blau, grün cmd gelb geringelt wie ein Hanö-
wurst! Mit denen dürfte ich ja der Frau Storchen gar nicht unter die Augen kommen."
Da mußte der reiche Bauer mit seinen schönen Stelzen abziehen, und ein
kleines Mädchen hat er sein Lebtag nicht bekommen. —
V.