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waltsam entfernt worden. Am Mittwoch, den 13., mittags warf
die vielgenannte Volksmarinedivission, die feit Sonntag im Mar-
ftall lag, das Verbrecherpack aus dem Schlöffe hinaus. Trupp
weise hatten sich Mannschaften der Division, die bewaffnet waren,
angeblich um Lebensmittel zu empfangen, ins Schloß begeben und
dann von den Banden innegehabte Wohnräume im dritten Stock
werk und in den sogenannten Archivräumen im Erdgeschoß nach
dem Schloßplatz zu gesäubert. Das war ohne Widerstand und
Blutvergießen gelungen. Nach dem übereinstimmenden Urteil der
Männer, die während dieser ersten Revolutionswochen ihre Be
obachtungen im Schlosse machen konnten, war ein großer Teil der
dort wirkenden Revolutionsmacher feige und zudem argwöhnisch
gegeneinander, großmäulig, solange sie nichts zu befürchten hatten,
um ihr Leben besorgt und selbst hinter dem Oberkastellan Schutz
suchend, wenn Gefahr drohte.
Die Dolksmarinedivision bestand aus Marinetruppen, zu
meist Maschinisten und Ketzern, die zum großen Teil von der
Regierung von Cuxhaven nach Berlin beordert waren, mit dem
besonderen Auftrag, das Schloß zu schützen. Matrosen aus Kiel
hatten sich ihr angeschlossen. Dann aber nahm sie wahllos und,
oft ohne nach irgendwelchem Ausweis zu fragen, hergelaufenes
Gesindel von der Straße auf, das sich für wenig Geld eine
„Matrosenkluft" erstanden hatte. Im Widerstreit mit diesen Ele
menten, in ehrlichen Versuchen, ihrem Treiben und Stehlen Ein
halt zu tun, rieben sich einige anständig gesonnene Führer der
Truppe auf. Sie konnten es nicht verhindern, daß, während bis
dahin nur einzelnes hier und dort gestohlen wurde, das Diebes-
geschäft jetzt systematisch und großzügig betrieben wurde.
Zum Kommandanten des Schlosses nach der Besetzung durch
die Matrosen machte sich ein Maschinistenmaat Wioczorek. In der
Nacht vom Donnerstag zum Freitag war in ihrem Kauptlager,
dem Marstall, ein Kapitänleutnant Brettschneider erschienen, der
die dort einquartierten Matrosen unter sein Kommando bringen wollte.
AIs Wioczorek davon Kenntnis erhielt, ging er mit dem später
vielgenannten Leutnant Dornbach hinüber. Dieser war schon früher
in sozialistischem Sinne tätig gewesen, war dann aber nach seiner
eigenen, wohl mit Recht in Zweifel gezogenen Angabe bei Beginn
des Krieges wieder in das Keer eingetreten und wegen Tapferkeit
vor dem Feinde zum Offizier befördert worden. Er war ein sehr
aufgeregter, unzuverlässiger Mensch, der durch seine Redegewandt
heit Einfluß über einen Teil der Matrosen gewann. Immer mehr
stellte sich heraus, daß er ihn im Sinne Liebknechts und Eichhorns
geltend zu machen und die Division auf die Seite der Unab
hängigen hinüberzuführen suchte. Bei den besonnenen und recht
lich denkenden Elementen erfreute er sich keiner Beliebtheit. Er
stand zunächst mit einem Matrosen Egtmann, der zu den ord-