Full text: Das Berliner Schloss in den Revolutionstagen 1918: Erinnerungen u. Eindrücke

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waltsam entfernt worden. Am Mittwoch, den 13., mittags warf 
die vielgenannte Volksmarinedivission, die feit Sonntag im Mar- 
ftall lag, das Verbrecherpack aus dem Schlöffe hinaus. Trupp 
weise hatten sich Mannschaften der Division, die bewaffnet waren, 
angeblich um Lebensmittel zu empfangen, ins Schloß begeben und 
dann von den Banden innegehabte Wohnräume im dritten Stock 
werk und in den sogenannten Archivräumen im Erdgeschoß nach 
dem Schloßplatz zu gesäubert. Das war ohne Widerstand und 
Blutvergießen gelungen. Nach dem übereinstimmenden Urteil der 
Männer, die während dieser ersten Revolutionswochen ihre Be 
obachtungen im Schlosse machen konnten, war ein großer Teil der 
dort wirkenden Revolutionsmacher feige und zudem argwöhnisch 
gegeneinander, großmäulig, solange sie nichts zu befürchten hatten, 
um ihr Leben besorgt und selbst hinter dem Oberkastellan Schutz 
suchend, wenn Gefahr drohte. 
Die Dolksmarinedivision bestand aus Marinetruppen, zu 
meist Maschinisten und Ketzern, die zum großen Teil von der 
Regierung von Cuxhaven nach Berlin beordert waren, mit dem 
besonderen Auftrag, das Schloß zu schützen. Matrosen aus Kiel 
hatten sich ihr angeschlossen. Dann aber nahm sie wahllos und, 
oft ohne nach irgendwelchem Ausweis zu fragen, hergelaufenes 
Gesindel von der Straße auf, das sich für wenig Geld eine 
„Matrosenkluft" erstanden hatte. Im Widerstreit mit diesen Ele 
menten, in ehrlichen Versuchen, ihrem Treiben und Stehlen Ein 
halt zu tun, rieben sich einige anständig gesonnene Führer der 
Truppe auf. Sie konnten es nicht verhindern, daß, während bis 
dahin nur einzelnes hier und dort gestohlen wurde, das Diebes- 
geschäft jetzt systematisch und großzügig betrieben wurde. 
Zum Kommandanten des Schlosses nach der Besetzung durch 
die Matrosen machte sich ein Maschinistenmaat Wioczorek. In der 
Nacht vom Donnerstag zum Freitag war in ihrem Kauptlager, 
dem Marstall, ein Kapitänleutnant Brettschneider erschienen, der 
die dort einquartierten Matrosen unter sein Kommando bringen wollte. 
AIs Wioczorek davon Kenntnis erhielt, ging er mit dem später 
vielgenannten Leutnant Dornbach hinüber. Dieser war schon früher 
in sozialistischem Sinne tätig gewesen, war dann aber nach seiner 
eigenen, wohl mit Recht in Zweifel gezogenen Angabe bei Beginn 
des Krieges wieder in das Keer eingetreten und wegen Tapferkeit 
vor dem Feinde zum Offizier befördert worden. Er war ein sehr 
aufgeregter, unzuverlässiger Mensch, der durch seine Redegewandt 
heit Einfluß über einen Teil der Matrosen gewann. Immer mehr 
stellte sich heraus, daß er ihn im Sinne Liebknechts und Eichhorns 
geltend zu machen und die Division auf die Seite der Unab 
hängigen hinüberzuführen suchte. Bei den besonnenen und recht 
lich denkenden Elementen erfreute er sich keiner Beliebtheit. Er 
stand zunächst mit einem Matrosen Egtmann, der zu den ord-
	        
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