Full text: Das Berliner Schloss in den Revolutionstagen 1918: Erinnerungen u. Eindrücke

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nungsliebenden Führern gehörte, der Presseabteilung der Volks- 
marinedioision vor. Als Brettschneider von Wioczorek zur Rede 
gestellt wurde, schoß er diesen nieder. Darauf wandte sich Dorn 
bach gegen Brettschneider, der nun seine Waffe auch gegen ihn 
richtete. „Wenn ich doch sterben soll, gib mir wenigstens eine 
Zigarette", rief ihm Dornbach zu. Zn diesem Augenblick wurde 
Brettschneider von umstehenden Matrosen erschlagen. Bei dem sich 
entspinnenden Kamps fand noch ein anderer Matrose den Tod. 
Dornbach rettete sich nach dem Schlosse. 
Rach Wioczorek wurde der Obermatrose Milbe zum Schloß 
kommandanten gewählt, ein ganz junger Mensch, unter dessen 
Kommando alles drunter und drüber ging. Er wurde, da eine 
Spaltung unter den Matrosen entstanden war, nach wenigen Tagen 
abgesetzt. An seine Stelle wurde auf Vorschlag eines Artillerie- 
ofsiziers Walter, der eine zuverlässige und sich gut benehmende 
Artillerie-Abteilung im Schloß kommandierte, der bisherige Büro-, 
[etter Wilkes, Obermaat Schmidt, ein älterer, besonnener Mann, 
zum Kommandanten gewählt. Soweit es ihm möglich war, suchte 
er Ordnung zu holten und veranlaßte, daß die im Schloß befind 
liche Matrosenbesatzung, weil dauernd gestohlen wurde, am 26. 11. 
aus dem Schloß herauskam und im Restaurant von Kistenmacher 
Zn den Zelten untergebracht wurde. Aber die in den Bäumen 
des Oberhofmarschallamls eingerichteten Büros zu verlegen, gelang 
ihm nicht. Diese sowie die Kassen- und Kriminalabteilung blieben 
bis auf weiteres im Schloß. Zn rohester Weise wurden die Akten 
des Oberhofmarschallamts, in denen man nach „das alte Regime" 
belastenden Belegen herumstöberte, umhergeworfen und zum großen 
Teil vernichtet. Auch die Büchersammlung des Oberzeremonien 
amts in der Archivwohnung, in der Ordonnanzen untergebracht 
waren, wurde zum Teil ein Opfer der Zerstörungswut der Matrosen. 
Den verschont gebliebenen Rest der Bücher habe ich später für die 
Kausbibliothek übernommen. Sie waren durch unflätige Einschriften 
besudelt. Den Titel einer Chronik des Kohenzollernhauses, deren 
Seiten durchrissen wurden, hatte man durchgestrichen und „Ver 
brecher-Album" darüber geschrieben. Als die Besatzung das Schloß 
verließ, nahm sie zur Einrichtung ihrer neuen Unterkunstsräume 
alles mögliche mit. Schmidt ging mit ihr aus dem Schloß. An 
seiner Stelle übernahm Graf Metternich das Kommando. 
Zch muß jetzt einige Tage zurückgreifen, um meine eigenen 
Erlebnisse und Eindrücke während dieser Zeit zu schildern. Am 
Sonntagvormittag ging ich mit meiner Frau zum Bismarck-Denkmal. 
Wir suchten das: 66? fioi, nov arä>. Auf der Charlottenburger 
Chaussee fuhr Wagen hinter Wagen zum Rennen nach Westend. 
Berlin!! 
Mein Versuch, am Montag, den 11. November, früh meine 
Arbeitsstätte im Schloß zu erreichen, scheiterte. Ich gelangte, die
	        
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