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nungsliebenden Führern gehörte, der Presseabteilung der Volks-
marinedioision vor. Als Brettschneider von Wioczorek zur Rede
gestellt wurde, schoß er diesen nieder. Darauf wandte sich Dorn
bach gegen Brettschneider, der nun seine Waffe auch gegen ihn
richtete. „Wenn ich doch sterben soll, gib mir wenigstens eine
Zigarette", rief ihm Dornbach zu. Zn diesem Augenblick wurde
Brettschneider von umstehenden Matrosen erschlagen. Bei dem sich
entspinnenden Kamps fand noch ein anderer Matrose den Tod.
Dornbach rettete sich nach dem Schlosse.
Rach Wioczorek wurde der Obermatrose Milbe zum Schloß
kommandanten gewählt, ein ganz junger Mensch, unter dessen
Kommando alles drunter und drüber ging. Er wurde, da eine
Spaltung unter den Matrosen entstanden war, nach wenigen Tagen
abgesetzt. An seine Stelle wurde auf Vorschlag eines Artillerie-
ofsiziers Walter, der eine zuverlässige und sich gut benehmende
Artillerie-Abteilung im Schloß kommandierte, der bisherige Büro-,
[etter Wilkes, Obermaat Schmidt, ein älterer, besonnener Mann,
zum Kommandanten gewählt. Soweit es ihm möglich war, suchte
er Ordnung zu holten und veranlaßte, daß die im Schloß befind
liche Matrosenbesatzung, weil dauernd gestohlen wurde, am 26. 11.
aus dem Schloß herauskam und im Restaurant von Kistenmacher
Zn den Zelten untergebracht wurde. Aber die in den Bäumen
des Oberhofmarschallamls eingerichteten Büros zu verlegen, gelang
ihm nicht. Diese sowie die Kassen- und Kriminalabteilung blieben
bis auf weiteres im Schloß. Zn rohester Weise wurden die Akten
des Oberhofmarschallamts, in denen man nach „das alte Regime"
belastenden Belegen herumstöberte, umhergeworfen und zum großen
Teil vernichtet. Auch die Büchersammlung des Oberzeremonien
amts in der Archivwohnung, in der Ordonnanzen untergebracht
waren, wurde zum Teil ein Opfer der Zerstörungswut der Matrosen.
Den verschont gebliebenen Rest der Bücher habe ich später für die
Kausbibliothek übernommen. Sie waren durch unflätige Einschriften
besudelt. Den Titel einer Chronik des Kohenzollernhauses, deren
Seiten durchrissen wurden, hatte man durchgestrichen und „Ver
brecher-Album" darüber geschrieben. Als die Besatzung das Schloß
verließ, nahm sie zur Einrichtung ihrer neuen Unterkunstsräume
alles mögliche mit. Schmidt ging mit ihr aus dem Schloß. An
seiner Stelle übernahm Graf Metternich das Kommando.
Zch muß jetzt einige Tage zurückgreifen, um meine eigenen
Erlebnisse und Eindrücke während dieser Zeit zu schildern. Am
Sonntagvormittag ging ich mit meiner Frau zum Bismarck-Denkmal.
Wir suchten das: 66? fioi, nov arä>. Auf der Charlottenburger
Chaussee fuhr Wagen hinter Wagen zum Rennen nach Westend.
Berlin!!
Mein Versuch, am Montag, den 11. November, früh meine
Arbeitsstätte im Schloß zu erreichen, scheiterte. Ich gelangte, die