Leutnants-L^bcn
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was bei ungünstigem Ausgange des Duells für Duellanten wie Sekun
danten sehr wichtig war. Da aber über dies alles zwei Tage hingingen
und das Benehmen einiger meiner Kameraden mir eine Art Zweifel
an meinem Mut auszudrücken schien, so bat ich Schlichten, mir als
Sekundant zu dienen und Emmermann nicht, wie Schlichten wollte,
auf krumme Säbel, sondern auf Pistolen zu fordern und zwar auf
vier Kugeln.
Herr Emmermann nahm die Forderung an und wählte seinen
Freund Germain Metternich zum Sekundanten. Dieser verhandelte
mit Schlichten, und das Duell wurde für den anderen Nachmittag im
Mombacher Walde festgesetzt. Metternich war darmstädtischer
Offizier gewesen und bestand auf einige, wie er sagte, in jenem
Offizierkorps gebräuchliche Bedingungen, die mir zwar nicht recht
waren, die ich aber nicht gut ablehnen konnte, da ich ohnedies
den Vorteil des ersten Schusses hatte. Die Bedingungen waren
folgende: fünfzehn gewöhnliche Schritte Entfernung, gezogene
Schcibenpistolen mit Stecher; ich hatte den ersten Schuß; einer der
Sekundanten sollte langsam eins, zwei, drei zählen; während eins
und zwei sollte gezielt, auf drei das Auge seitwärts gewandt und
gefeuert werden; jede Verwundung sollte dem Duell ein Ende machen;
jeder der Duellanten sollte zwei Schuß haben. Einer meiner Freunde,
Leutnant Avenarius vom 35, Regiment, erbot sich, dem Duell als
„unparteiischer Zeuge“ beizuwohnen. Er wurde von den Gegnern
angenommen und ihm das Laden der Pistolen wie das Zählen über
lassen.
Am Abend vor dem Duell waren mehrere Freunde bei mir, und
ich kann nicht sagen, daß meine Stimmung eine ungewöhnliche war.
Ich war mit mir im Reinen; es war keine Möglichkeit, mit Ehren
anders zu handeln, und war die des Todes da, so konnte ich daran
nicht das Allermindeste ändern; mit dieser Betrachtung war schon
damals, wie bei andern Veranlassungen in meinem spätem Leben,
alle Unruhe beseitigt. Ich schlief vortrefflich und schrieb für den
Fall meines Todes einige Briefe. Um Fragen zu vermeiden, ging ich
weder zur Parade noch zu Tisch und genoß nichts als einen halben
Schoppen Burgunder und etwas Weißbrot,
Um zwei Uhr holten mich Schlichten und Avenarius ab,
Ersterem war von Seiten des Regiments eine Summe eingehändigt
worden, damit wir nötigenfalls fliehen konnten. Wir zogen es vor,
zu Fuß nach Mombach zu gehen, Emmermann, Metternich und der
Doktor kamen mit uns zugleich nach Mombach, und wir gingen zu
sammen in den Wald, um einen geeigneten Platz zu suchen. Eine
kleine Blöße ward für geeignet gehalten. Avenarius schritt fünfzehn
Schritte ab und bezeichnete unsere Plätze durch zwei in die Erde
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