Leutnants-Leben
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maßen berechtigt war, auf ihre Fürsprache zu zählen. Außerdem
hatte ich durch sie eine Menge hoher Bekanntschaften gemacht, die
mir ebenfalls nützlich sein konnten. Manchmal, wenn wir in Wies
baden waren, kamen fremde Fürsten, um der Prinzessin das Kom
pliment zu machen. Ging sie bei solcher Gelegenheit auf und ab,
obwohl sie das selten tat, so pflegte sie meinen Arm zu nehmen, und
ich fühlte mich ziemlich verlegen mit meinem Fürstengefolge. Graf
Mensdorf bezeigte sich ebenfalls stets sehr freundlich und einige
mal, wenn wir gemeinschaftlich einer Jagd beiwohnten, nahm er mich
in seinem Wagen nach Hause und behielt mich in meinen Jagdkleidern
zum Diner bei sich, welches mit all den Umständen serviert wurde,
als habe er ein Dutzend Gäste, obwohl wir beide allein aßen.
Der diplomatische Unterricht des alten Obersten in Hohenberg
hatte mich zuerst darauf gebracht, daß die Verbindungen mit der
Prinzessin und die Gunst der Herzogin von Württemberg, die des
Fürsten Metternich Schwester war, zu praktischen Lebenszwecken
zu benutzen sein möchte, und ich zweifelte nicht daran, eine mir
genügende Stelle zu erhalten, besonders da meine Ansprüche roman
tisch bescheiden waren. Ich dachte mir nichts köstlicher, als mit
meiner Helene in einer Försterwohnung mitten im Wald zu wohnen
und schwärmte förmlich für diesen Gedanken, den ich zu realisieren
beschloß. Zu diesem Ende schrieb ich an die Fürstin, welche in
Schlangenbad war und erhielt von ihr folgende Antwort, welche ich
als Testimonium meiner damaligen Narrheit hersetze;
Schlangenbad, den 6, August 1833.
„Ich habe Ihren Brief durch meinen Mann, der aus Mainz
kam, erhalten und Ihren Wunsch meinem Bruder sogleich vor
getragen. Er bedauert sehr, daß für den Augenblick gar keine
Försterstelle offen, auch sind diese der Lohn für oft lange und
treue Dienste für Jäger, die gleichsam von unten auf dienen
und bei den Förstern als Burschen und Gehilfen auch auf Forst-
Schulen ihr metier gründlich erlernen. Also ist es leider nichts
damit, doch können Sie es bei oder durch Obrist * * auch
probieren; es ist mir Leid — da ich eine glückliche Ehe für das
beste Mittel halte, aus einem leichtsinnigen jungen Mann einen
ernsten und vernünftigen zu bilden — hätte ich so eine Stelle
zu vergeben, so würde ich sie Ihnen nicht versagen. Also weiß
ich wenig Trost — die Handlung müßten Sie auch 'erst
lernen —? Es tuet mir Leid, daß ich Ihnen eine so unange
nehme Antwort schicken muß.
Ihre Dienerin
Sophie Gräfin Mensdorf,
geb, Prinz, z, Sachs-Coburg.“
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in Eile geschrieben.