Full text: Der Hamburger "Junge Mann" (5,4)

Großstadt-Dokumente 53b. 39. Der Hamburger „Junge Mann". 
Das „kindliche Vergnügen" des Karussellfahrens 
reizt auf dem Dom auch die Erwachsenen. Alles wird 
mitgemacht. Nun ist das Karussellfahren bei Haase ja 
auch nicht schlechthin mit so einem gewöhnlichen Land- 
und Wiesenkarussellfahren zu vergleichen. Es ist pariserisch, 
ist die unendliche Bewegung. Man flirtet hier auf der 
ersten Etage, begrüßt dort auf der etwas raschern 
zweiten Plattform einen Bekannten und landet schließlich 
in einem Coupo „in der höchsten, reinlichsten Zelle", wo 
es mit Eilzugsgeschwindigkeit geht. — Auch mit dem 
„Erfolg". 
Es ist ein Lachen und Jubeln in dem Karussellhanse, 
daß man meinen könnte, es gäbe überhaupt keinen 
Jammer auf Erden mehr. Die jungen Leute schwimmen 
in Seligkeit — und die Huldinnen helfen ihnen in 
tollster Ausgelassenheit das Extra-Etatchen klein be 
kommen. Der steife, schwerfällige Hamburger ist wie 
ausgetauscht. Er hat direkt karnevalistische Neigungen. 
Zwar wirft er den Confetti mit noch mehr Kraft als 
Leichtigkeit, fliegen die Papierschlangen aus seiner Hand 
mit mehr Energie als Eleganz — aber ihm genügt es ja. 
Und will es das Glück, daß die Papierschlange unabgerollt 
einem Kollegen an die Nase fliegt, na — dann um so 
besser; man kühlt dabei zugleich ein Mütchen. 
Die Raritätenausstellungen, kleinsten Pferde, größten 
Esel beachtet er nicht, die glaubt er täglich um sich sehn 
zu können. Dagegen findet er das Leben bei Sagebiel 
um so schöner. Der Jahrmarkt, der Rummel. Was 
sein Herz begehrt, ist da. Im großen Saale die 
Attraktionen des Varistohimmels, in den kleinen Sälen 
Kirmes — die schwere Menge. Und Mägdelein — 
Mägdelein sind da — von himmlischer Güte. Können 
absolut nicht nein sagen — und Henkell trocken macht 
sie zu Ueberwindern des letzten Nestes eignen Willens. 
/So
	        
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