127
ich Ihnen übel mitgespielt habe. Sie sind wie der Junge —
und der Junge ist das einzige, was ich auf der Welt habe.
Ich bin elend, und nur weil Sie ebenso sind wie der Junge,
und weil er Sie lieb hat, und ich ihn lieb habe, bin ich zu
Ihnen gekommen. Um des Jungen willen, seien Sie nicht
hart gegen mich!"
Er sagte das alles in seinem rauhen, herben Tone, schien
aber so ganz und gar gebrochen und tief gedrückt, daß Mrs.
Errols Herz voll Sympathie und Mitleid überströmte. Sie
rückte einen Lehnstuhl heran.
„Wenn Sie sich nur setzen wollten," sagte sie in ihrer
einfachen, herzgewinnenden Weise. „Der Kummer hat Sie
müde gemacht und Sie brauchen jetzt all Ihre Kraft."
Daß man so einfach und liebevoll mit ihm sprach und
für ihn sorgte, war ihm ebenso neu, wie der erfahrene
Widerspruch, auch dies erinnerte ihn an „seinen Jungen",
und er that, wie ihm geheißen. Vielleicht war diese Ver
zweiflung und diese bittere, abermalige Enttäuschung recht
heilsam für ihn. Wenn dies Elend nicht über ihn herein
gebrochen wäre, hätte er die kleine Frau noch immer mit
Haß und Abneigung betrachtet, während er jetzt in ihrer
Nähe Trost fand. Freilich war es nicht allzu schwierig, ihm
zu gefallen, nachdem er „die andre" gesehen, aber dies Ge-
sichtchen und diese Stimme waren doch besonders wohlthuend
und in ihren Bewegungen und ihrer Sprache lag ein sanfter
eigenartiger Reiz, unter dessen unwiderstehlichem Zauber er
sich bald weniger gedrückt fühlte und mitteilsam wurde.
„Was auch daraus werden mag," sagte er, „für den
Jungen soll gesorgt sein, jetzt und für die Zukunft."
Als er sich zum Gehen anschickte, sah er sich im
Zimmer um.
„Gefällt Ihnen das Haus?" fragte er.
„O gewiß, außerordentlich," lautete die aufrichtige
Antwort.
„Ein gemütliches, heiteres Zimmer," bemerkte er. „Darf
ich wiederkommen und die Sache mit Ihnen durchsprechen?"
„So oft Sie wollen, Mylord!"
Darauf stieg er in seinen Wagen und fuhr davon, Thomas
und Henry aber waren vor Erstaunen über diese neue Wen
dung der Dinge in der That sprachlos.