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eine Unmasse Haar — scheint aber da drüben viel Staub
aufgewirbelt zu haben. Es ist sehr an der Zeit, daß du,
vorwärts strebender Jüngling, dich mit einem hohen Adel
und verehrten Publikum näher bekannt machst, hier kannst
du mit dem erlauchtigsten Grafen Dorincourt und der ehren
werten Lady Fauntleroy den Anfang machen. Hallo, Bursch!
Was ist denn los?"
Die Porträts, von denen er gesprochen hatte, befanden
sich auf der ersten Seite und Dick starrte, Augen und Mund weit
aufgerissen und kreideweiß, unverwandt auf eins derselben.
„Was bin ich schuldig?" fragte der Advokat. „WaS in
lller Welt ist dir denn in die Glieder gefahren?"
Dick sah allerdings aus, als sei er vom Blitze gerührt,
und deutete, ohne ein Wort hervorbringen zu können, auf
das eine Bild.
„Die Mutter des Prätendenten (Lady Fauntleroy)" stand
darunter.
Das Bild zeigte eine hübsche Frau mit großen Augen
und dicken, mehrmals um den Kopf gelegten schwarzen Haar
flechten.
„Sie!" rief Dick endlich. „Die — die kenn' ich besser
als Sie!"
Der junge Anwalt lachte.
„Wo hast du denn die interessante Bekanntschaft gemacht,
Dick?" sagte er. „In New Jork? Oder vielleicht bei Ge
legenheit deiner letzten Spritztour nach Paris?"
Dick hatte nicht Zeit, diesen Witz zu begrinsen. Er be
gann, seinen Putzapparat eilig zusammenzupacken, als ob es
sich vorderhand um sein Geschäft ganz und gar nicht mehr
handeln könnte.
„Einerlei," sagte er, „ich kenn' sie! Und für heut ist
ausgeschafft."
Kaum fünf Minuten darauf eilte er im Sturmschritt an
Mr. Errols ehemaligem Häuschen vorbei in den Laden an
der Ecke. Mr. Hobbs wollte seinen Augen nicht trauen, als
er, von seinem Pulte aufblickend, Dick mit der Zeitung in
der Hand hereinstürmen sah. Der Junge war so außer Atem,
daß er kaum sprechen konnte und nur das Blatt auf den
Ladentisch warf.
„Hallo!" rief Mr. Hobbs. „Hallo! Was kommt denn da?"
„Ansehen!" keuchte Dick. ^ „Die Frauensperson auf dem
Bilde ansehen! Jetzt haben Sie's — ja die! Die, die ist