Full text: Der kleine Lord

Der Graf zog die buschigen Augenbrauen ein wenig in 
die 
„Wer ist das, Herzlieb?" 
„Meine Mama," sagte Lord Fauntleroy mit seltsam 
leisem, ruhigem Tone. 
Die Tafel war aufgehoben und nmn begab sich wieder 
in die Bibliothek. Diesmal führte der Diener den Grafen 
auf der einen Seite, die andre Hand aber stützte derselbe wieder 
aus des Enkels Schulter, nur nicht so wuchtig wie zuvor. 
Nachdem der Diener sich zurückgezogen hatte, lagerte sich 
Cedrik auf dem Teppiche vor dem Kamine neben Dougal, 
streichelte den Hund und blickte schweigend auf das Feuer. 
Der Graf bobachtete ihn scharf. Es war ein Ausdruck 
von Sehnsucht und tiefem Nachsinnen in des Kindes Augen, 
und ein paarmal seufzte er leise. 
„Fauntlerop," begann der alte Herr schließlich, „woran 
denkst du?" 
„An Herzlieb," erwiderte er, „und — und es wird besser 
sein, wenn ich ein wenig aufstehe und im Zimmer herumgehe." 
Er erhob sich, steckte die Hände in die Taschen und 
fing an, auf und ab zu gehen. Seine Augen leuchteten ver 
dächtig, und er hatte die Lippen aufeinander gepreßt. Aber 
er hielt den Kopf hoch und trat sicher und fest auf. Lang 
sam stand Dougal auch auf, sah eine Weile zu ihm hinüber, 
dann schritt er auf das Kind zu und folgte ihm. Cedrik zog 
eine Hand aus der Tasche und legte sic dem Hunde auf 
den Kopf. 
„Ein guter Hund, der," sagte er. „Er ist schon ganz 
mein Freund und weiß, wie mir's zu Mute ist." 
„Wie ist dir's denn zu Mute?" fragte der Graf. 
Es war ihm unbehaglich, mit anzusehen, wie der kleine 
Mensch da zum erstenmal mit seinem Heimweh kämpfte, und 
doch freute er sich, daß Cedrik sich so tapfer hielt: der kind 
liche Mut gefiel ihm. 
„Komm her," sagte er. 
Fauntlerop kam sofort. 
„Ich bin noch nie von Hause weg gewesen," sagte das 
Kind, die großen braunen Augen etwas mühsam aufreißend, 
„'s ist eine sonderbare Sache, wenn man aus einmal die 
ganze Nacht in jemandes Schloß bleiben soll, statt nach Hause 
zu gehen. Aber Herzlieb ist ja nicht so sehr weit weg, daran 
soll ich denken, hat sie gesagt, und — und ich bin ja schon
	        
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