Full text: Der kleine Lord

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wenn mir Herzlieb nicht so fehlte. Ich habe jeden Morgen 
mit ihr gefrühstückt und ihr Zucker und Sahne in die Tasse 
gethan, und ihr den Toast gereicht. Das war natürlich viel 
angenehmer." 
„Ach was, Mylord kann sie ja jeden Tag sehen, und 
da wird's denn kein Ende nehmen mit Erzählen. Du lieber 
Himmel! Warten Sie's nur ab, bis Sie überall gewesen sind, 
und sich alles angesehen haben, die Hunde und die Ställe 
ganz voll mit Pferden. Es ist eins darunter, das Ihnen 
gewiß gefallen wird —" 
„Wirklich?" rief Fauntleroy. „Ich habe die Pferde sehr 
gern. Zu Hause, da hatt' ich Jim so gern; das war Mr. Hobbs' 
Pferd und ging am Spezereiwagen. O, Jim war ein schönes 
Pferd, wenn es nicht ausschlug." 
„Nun, warten Sie's nur ab, was Sie hier in den 
Ställen zu sehen kriegen. Ach, und meiner Seel', Sie haben 
ja noch nicht einmal ins andre Zimmer geguckt." 
„Was gibt's denn da?" fragte Cedrck neugierig. 
„Frühstücken Sie nur erst, dann wollen wir schon sehen." 
Nach dieser geheimnisvollen Andeutung ging es natür 
lich sehr rasch mit dem Frühstück, und mit einem erleichterten: 
„So, jetzt bin ich fertig," glitt Seine Herrlichkeit vom Stuhle 
herab. 
Dawson nickte und wies nach der Thür, wobei sie äußerst 
geheimnisvoll und vielsagend drein schaute, so daß seine 
Spannung sich gewaltig steigerte. Nachdem sie die Thür 
geöffnet hatte, blieb er auf der Schwelle stehen, sprachlos, die 
Hände in den Taschen, ganz rot vor Aufregung; was ersah, 
war auch ganz dazu angethan, ein Kinderherz zu überwältigen. 
Das Zimmer war ebenfalls groß, wie hier alles zu sein 
schien, und es kam ihm noch weit schöner vor, als all die 
übrigen, nur ganz anders. Die Möbel waren nicht so alter 
tümlich und schwerfällig wie die unten, die Stoffbehänge an 
Fenstern und Thüren waren heller und leichter, ringsum 
waren Bücherbretter voll besetzt, und auf den Tischen stand 
eine ganze Menge Spielsachen, wunderbare, kunstvolle Dinge, 
wie er sie an den großen Schaufenstern in New Jork so 
manches Mal sehnsüchtig angestaunt hatte. 
„Das sieht aus wie eines Jungen Zimmer," sagte er 
endlich, tief aufatmend. „Wem gehört das alles?" 
„Gehen Sie doch hinein und sehen sich's an," sagte 
Dawson. „Das ist alles für Sie!" 
IV. 83 
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