Full text: Der kleine Lord

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„Für mich!" rief er. „Mir gehört das? Warum? Wer 
hat mir das geschenkt?" Und mit einem Jubelschrei sprang 
er mitten in das Zimmer. „Das kommt vom Großpapa," 
sagte er mit funkelnden Augen. „Ich weiß es gewiß, das 
kommt vom Großpapa!" 
„Gewiß," bestätigte Dawson, „und wenn Sie ein artiger 
junger Herr sein und nicht bei jeder Kleinigkeit ärgerlich 
werden wollen und den ganzen Tag vergniigt und lustig sein, 
so gibt er Ihnen, wonach Ihr Herz begehrt." 
Das war ein aufregender Vormittag. Was gab es da 
alles zu besehen und zu untersuchen, jedes einzelne Ding war 
so interessant, daß man kaum davon loskommen konnte. Und 
dann war es doch gar zu merkwürdig, zu denken, daß das 
alles für ihn herbeigeschafft worden war, daß, noch ehe er 
New Aork verlassen, alle diese Herrlichkeit für ihn vorbereitet 
worden war. 
„Haben Sie je von so einem guten Großvater gehört?" 
fragte er Dawson mit Begeisterung. 
Dawson war erst seit wenigen Tagen im Hause, aber 
im Dienerschaftszimmer hatte sie schon mancherlei von den 
Eigenheiten des alten Herrn gehört. 
„Von all den sündhaften, jähzornigen, wilden alten Kerls, 
deren bunten Rock zu tragen ich das Pech gehabt, ist der hier 
der ärgste Wüterich," hatte sich Thomas, der lange Be 
diente, geäußert. 
Und dieser selbe Thomas hatte auch mit angehört, in 
welchen Worten der Graf Mr. Havisham gegenüber diese zarte 
Fürsorge für seinen Enkel begründet hatte, und hatte nicht 
verfehlt, dieselben in den unteren Regionen zu wiederholen. 
„Man läßt ihm den Willen und füllt seine Zimmer mit 
Spielzeug," hatte Mylord gesagt. „Gebt ihm, was ihm 
Spaß macht, dann wird die Mutter schnell vergessen sein — 
das ist Kinderart." 
Bei diesen liebenswürdigen Absichten war die dem Grafen 
vorbehaltene Entdeckung, daß es dieses Kindes Art nun eben 
nicht sei, keine erfreuliche für denselben. Er hatte eine schlechte 
Nacht gehabt und war den Vormittag über in seinem Zimmer 
geblieben. Nach den: zweiten Frühstück ließ er aber den Enkel 
doch rufen. 
' Sofort vernahm er kurze, hastige Schritte in der Halle, 
und mit heißen Wangen und blitzenden Augen trat Cedrik 
bei ihm ein.
	        
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