Abhandlung II. § 109. 110. 111. 112. 175
empfangen, wenn sie den Ruhm Gottes, so wie es sich
gehört, erfassen.
110. II. „Er entschloss sich frei zur Erschaffung
„von Geschöpfen und er wählte unter einer unendlichen
„Zahl möglicher Wesen, die, welche ihm gefielen, um
„ihnen das Dasein zu geben und das Universum zu
„bilden, während er alle andern in ihrem Nichts beliess.“
Auch dieser Satz stimmt ganz, wie der vorige, mit dem
Theile der Philosophie, welchen man natürliche Theo
logie nennt. Man muss hier ein wenig die Worte her
vorheben, dass Gott diejenigen möglichen Wesen aus
wählt, welche ihm gefielen. Denn wenn ich sage,
dies gefällt mir, so ist das so viel, als wenn ich
sage, ich finde dies gut. Daher ist es die ideale Güte
des Gegenstandes, welche gefällt und welche ihn unter
vielen andern wählen lässt, die nicht, oder doch weniger
gefallen, d. h. die weniger von der Güte enthalten,
welche mich bestimmt. Nun können Gott nur die wahren
Güter gefallen und deshalb ist das, was Gott am meisten
gefällt, auch das Beste.
111. III. „Da die menschliche Natur zu den Wesen
„gehörte, welche Gott erschaffen wollte, so schuf er
„einen Mann und eine Frau und gewährte ihnen neben
„anderer Gunst den freien Willen, so dass sie ihm ge
horchen konnten; aber er bedrohte sie mit dem Tode,
„im Fall sie seinem ihnen gegebenen Befehle nicht
„gehorchten, nach welchem sie sich einer gewissen
„Frucht enthalten sollten.“ Dieser Satz ist zum Theil
offenbart und kann ohne Bedenken angenommen werden,
im Fall der freie Wille richtig so aufgefasst wird,
wie ich ihn erläutert habe.
112. IV. „Dennoch assen sie davon und wurden
„von da ab sie selbst und ihre ganze Nachkommenschaft
„zu dem Elend dieses Lebens, zum zeitlichen Tode und
„ewiger Verdammniss verurtheilt, auch einer solchen
„Neigung zur Sünde unterworfen, dass sie sich derselben
„beinah ohne Aufhören und Ende überlassen.“ Man hat
Grund zur Annahme, dass die verbotene Handlung durch
sich selbst diese schlimmen Folgen in Gemässheit einer
natürlichen Wirkung herbeiführte und dass deshalb und
nicht blos rein willkürlich Gott es ihnen verboten hatte;
ähnlich wie man den kleinen Kindern die Messer ver