Full text: Die Theodicee. (4)

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Abhandlung II. § 112. 
bietet. Der berühmte Fludd oder de Fluctibus, ein 
Engländer, schrieb einmal ein Buch, de Vita, Morte 
ei Resurreciione (über Leben, Tod und Auf 
erstehung) unter dem Namen B. Otreb, worin er be 
hauptete, dass die Frucht des verbotenen Baumes ein 
Gift gewesen sei; doch kann ich in diese Einzelheiten 
nicht eingehen. Es genügt, dass Gott eine schädliche 
Sache verboten hat; man darf deshalb nicht annehmen, 
dass Gott hier einfach den Gesetzgeber gespielt habe, 
welcher ein rein positives Gesetz erlässt, oder einen 
Richter, welcher rein willkürlich eine Strafe auferlegt 
und vollzieht, ohne alle Verbindung zwischen dem Uebel 
der Schuld und dem Uebel der Strafe. Auch braucht 
man sich nicht vorzustellen, dass Gott deshalb in seinem 
gerechten Zorn ganz ausdrücklich durch eine ausser 
ordentliche That und um zu strafen eine Verderbniss in 
die menschliche Seele und den menschlichen Körper 
gelegt habe, ohngefähr so, wie die Athener den Ver- 
urtheilten den Schierlingssaft trinken Hessen. Herr Bayle 
fasst es aber so auf; er spricht, als wenn die ursprüng 
liche Verderbniss in die Seele des ersten Menschen 
durch einen Befehl und eine Thätigkeit Gottes gelegt 
worden. Deshalb macht er den Einwurf (Antwort auf 
die Fragen etc. Kap. 178, S. 1218, Thl. HI.): „dass die 
„Vernunft einen Monarchen nicht lieben werde, welcher 
„Jemand sammt seinen Nachkommen als Züchtigung dahin 
„verurtheilt, dass er immer zum Aufstand geneigt sein 
„solle;“ vielmehr trifft diese Züchtigung auf natürliche 
Weise die Schlechten, ohne Befehl eines Gesetzgebers 
und sie finden Geschmack am Bösen. Wenn die 
Trunkenbolde als eine natürliche in dem Körper vor 
gehende Folge Kinder erzeugten, die demselben Laster 
zuneigten, so würde dies eine Strafe ihrer Voreltern, 
aber keine gesetzlich verordnete Strafe sein. Etwas 
ähnlich verhält es sich mit den Folgen der Sünde des 
ersten Menschen, da die Betrachtung der göttlichen 
Weisheit uns glauben lässt, dass das Reich der Natur 
dem der Gnade dient und dass Gott als Baumeister alles 
so gemacht hat, wie es Gott, als Monarchen betrachtet, 
angemessen schien. Wir kennen weder die Natur der 
verbotenen Frucht, noch die Natur der That und ihrer 
Wirkungen genug, um über das Einzelne des Vorganges
	        
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