Full text: Die Theodicee. (4)

V orrede. 
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über die Freiheit des Menschen und den Ursprung 
des Bösen handeln. 
Es giebt zwei Labyrinthe, in denen unsere Vernunft 
sich sehr oft verirrt; das eine betrifft die grosse Frage 
von der Freiheit imd der Nothwendigkeit, ins 
besondere in Bezug auf die Hervorbringung und den 
Ursprung des Uebels; das andere besteht in der Be 
handlung der Stetigkeit und der untheilbaren 
Dinge, welche deren Elemente zu sein scheinen und wo 
die Untersuchung des Unendlichen mit hinzutreten 
muss f ). Das erste Labyrinth umfasst beinahe das ganze 
menschliche Geschlecht, während das letzte nur die 
Philosophen beschäftigt. Vielleicht habe ich ein ander 
mal die Gelegenheit, mich über das letztere auszusprechen 
und zu zeigen, dass in Folge mangelhaften Verständ 
nisses der Natur der Substanz und des Stoffes, man 
falsche Sätze aufgestellt hat, die dann zu unübersteig- 
lichen Schwierigkeiten führen, während letztere vielmehr 
zur Verwerfung jener Sätze benutzt werden sollten. 
Wenn jedoch die Erkenntniss der Stetigkeit für die 
philosophische Untersuchung von Wichtigkeit ist, so ist 
die Erkenntniss der Nothwendigkeit es nicht weniger für 
das Handeln und sie bildet sammt den mit ihr ver 
knüpften Dingen über die Freiheit des Menschen und 
die Gerechtigkeit Gottes den Gegenstand dieser Schrift. 
Zu allen Zeiten hat die Menschen ein Trugschluss 
beunruhigt, welchen die Alten die faule Vernunft 
nannten, weil er dahin führt, nichts zu thun oder 
wenigstens sich um nichts zu kümmern und nur seinen 
Neigungen zum unmittelbaren Genüsse zu folgen. Denn, 
sagte man, wenn das Zukünftige nothwendig ist, so wird 
das, was kommen muss, eintreten, gleichviel, was ich 
auch thun mag. Nun ist das Kommende nothwendig, 
sagte man, entweder weil die Gottheit alles voraussieht 
und sie selbst bei Leitung der Dinge dieser Welt es 
vorausbestimmt hat, oder weil vermöge der Verknüpfung 
der Dinge alles nothwendig eintritt, alles in Folge der 
Natur der Wahrheit selbst, die in den Aussprüchen, 
welche man über die kommenden Ereignisse machen 
kann, so bestimmt ist, wie es in allen andern Aussprüchen 
der Fall ist. Denn der Ausspruch an sich muss immer 
entweder wahr oder falsch sein, wenn man auch nicht
	        
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