Full text: Die Theodicee. (4)

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Vorrede. 
nur ein Nichts seien, stellen sie uns den Würmern der 
Erde gleich, welche die Menschen bei ihren Schritten zu 
zertreten sich nicht scheuen oder überhaupt den Geschöpfen 
yon anderer als unserer Art, die man ohne Bedenken 
misshandelt. 
Selbst Manche, mit guten Gesinnungen, neigen zu 
solchen Meinungen, weil sie deren Folgen nicht genügend 
erkennen. Sie sehen nicht ein, dass damit eigentlich die 
Gerechtigkeit Gottes vernichtet wird; denn was soll man 
von solch einer Gerechtigkeit denken, die nur ihr Be 
lieben zur Regel nimmt, d. h. wo der Wille nicht mehr 
durch die Regeln des Guten geleitet wird und sich 
geradezu dem Schlechten zuwendet; stimmt dies nicht 
ganz mit der tyrannischen Definition des Thrasimachus 
bei Plato °), welcher das für gerecht erklärte, was dem 
Mächtigem gefalle. Darauf kommen Alle zurück, welche 
die Pflichten auf den Zwang gründen und folgeweise die 
Macht als Maassstab des Rechts aufstellen. Man wird 
indess so sonderbare Grundsätze, die so wenig geeignet 
sind, die Menschen durch Nachahmung Gottes gut und 
liebevoll zu machen, bald aufgeben, wenn man wohl 
bedacht haben wird, dass ein Gott, der sich an dem 
Schlechten eines Anderen erfreut, von dem schlechten 
Prinzip der Manichäer sich nicht unterscheiden würde, 
vorausgesetzt, dass dieses Prinzip zum alleinigen Herrn 
der Welt geworden wäre. Deshalb muss man dem wahren 
Gott Gesinnungen beilegen, die ihn würdig machen, das 
gute Prinzip zu heissen. 
Glücklicherweise bestehen solche übertriebene Lehr 
sätze unter den Theologen beinah nicht mehr; aber 
geistvolle Männer, die gern Schwierigkeiten erregen, 
holen sie wieder hervor. Sie suchen unsere Verlegenheit 
zu steigern, indem sie die Streitsätze, welche die christ 
liche Theologie hervorgerufen hat, mit den Zeugnissen 
der Philosophie verbinden. Die Philosophen haben die 
Fragen der Nothwendigkeit, der Freiheit und vom Ur 
sprung des Uebels erörtert und die Theologen haben 
diesen Fragen die weiteren über die Erb-Siinde, über die 
Gnade und die Vorherbestimmung hinzugefügt. Die ur 
sprüngliche Verdorbenheit des Menschengeschlechts, 
welche von der ersten Sünde gekommen ist, scheint uns 
eine natürliche Nothwendigkeit zu sündigen aufgelegt zu
	        
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