Vorrede.
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haben, wenn die Gnade Gottes uns nicht beistehe. Weil
aber die Nothwendigkeit sicli mit der Bestrafung nicht
vertrage, so müsse man folgern, dass ein genügender
Grund von Gnade allen Menschen hätte mitgetheilt
werden sollen; allein dies stimmt nicht recht mit der Er
fahrung.
Diese Schwierigkeit ist jedoch gross, vorzüglich in
Bezug auf die Bestimmung Gottes über das Heil der
Menschen. Es giebt nur wenig Gerettete oder Aus
erwählte ; Gott hat also nicht den beschliessenden Willen,
viele zu erwählen und da man einräumt, dass die von
ihm Erwählten dies nicht mehr als die Andern verdienen
und sie im Grunde nicht weniger schlecht, als diese sind,
weil das Gute an ihnen nur von dem ihnen zugefallenen
Geschenke Gottes kommt, so ist die Schwierigkeit da
durch nur vergrössert. Wo bleibt da seine Güte? Die
Partheilichkeit oder die Begünstigung einzelner
Personen widerstreitet der Gerechtigkeit und wer ohne
Grund seiner Güte Schranken setzt, kann keine genügende
Güte besitzen. Allerdings sind die Nicht - Erwählten
durch ihre eigenen Fehler verloren; es fehlt ihnen der
gute Wille oder der lebendige Glaube; allein es hat doch
nur von Gott abgehangen, ihnen diesen Willen und
Glauben zu geben. Man macht geltend, dass neben der
innern Gnade es gewöhnlich äussere Anlässe sind, welche
die Unterschiede unter den Menschen herbeiführen und
dass die Erziehung, der Umgang, das Beispiel oft die
natürliche Anlage verbessere oder verschlechtere. Wenn
nun Gott für die Einen günstige Anlässe entstehen lässt
und Andere in Verhältnisse gerathen lässt, die ihr
' Unglück befördern, sollte man da keinen Grund haben,
i sich zu erstaunen? Auch genügt es nicht (wie es scheint),
dass man mit Einigen sagt, die innere Gnade sei all
gemein und gleich für alle; denn dieselben Männer
müssen wieder auf die Aussprüche des heiligen Paulus
zurückgehen und sagen: Welche Tiefe! wenn sie
bedenken, wie viele Menschen durch äussere Gnaden so
zu sagen ausgezeichnet sind, d. h. durch solche Gnaden,
welche auf dem Unterschied der Umstände beruhen, die
Gott hat entstehen lassen und über welche die Menschen
i keme Macht haben, die aber doch einen grossen Einfluss
i auf das haben, was sich auf ihr Heil bezieht.