Full text: Die Theodicee. (4)

Vorrede. 
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Theodicee von Leibniz. 
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doch nicht vermöge einer unbedingten Nothwendigkeit 
handelt und dass die Gesetze über das Angemessene, 
welche Gott der Natur vorgeschrieben hat, die Mitte 
zwischen den geometrischen, unbedingt nothwendigen 
Wahrheiten und den rein willkürlichen Beschlüssen halten, 
was Herr Bayle und andere neuere Philosophen nicht 
genügend begriffen haben. Ich werde auch darlegen, 
dass es eine Unentschiedenheit in der Freiheit giebt, 
weil bei ihr keine unbedingte Nothwendigkeit für die 
eine oder die andere Seite besteht, aber dass trotzdem 
niemals eine Unentschiedenheit mit vollkommenem Gleich 
gewicht der beiden Seiten in ihr besteht. Ich werde 
auch zeigen, dass bei den freien Handlungen eine 
vollständige Selbstbestimmung besteht, die über alles 
bisher begriffene hinaus geht. Ich werde endlich er 
kennen lassen, dass die bedingte und die moralische 
Nothwendigkeit, welche bei den freien Handlungen 
angetroffen werden, nichts Unpassendes enthalten und 
dass die faule Vernunft in Wahrheit ein Trug 
schluss ist. 
Ebenso werde ich in Betreff des Ursprungs des 
Uebels und seiner Beziehung auf Gott eine Vertlieidigung 
von Gottes Vollkommenheiten bieten, die ebenso seine 
Heiligkeit, Gerechtigkeit und Güte, wie seine Grösse, 
seine Macht und seine Unabhängigkeit aufrecht erhält. 
Ich werde zeigen, wie es möglich ist, dass alles von 
Gott abhängt, dass seine Mitwirkung bei allen Hand 
lungen der Geschöpfe statt hat, und dass, wenn man 
will, er sogar die Geschöpfe ununterbrochen erschafft und 
dass er trotz dem nicht der Urheber der Sünde ist, wobei 
ich auch zeige, wie man die beraubende Natur^_des 
Uebels zu verstehen habe. Ja ich thue noch mehrjUich 
zeige, dass das Uebel aus einer andern Quelle, als aem 
Willen Gottes entspringt und dass man deshalb . mit 
Recht von dem moralischen Uebel sagen kann, dass Gott 
es nicht wolle, sondern nur gestattef) Aber ich zeige 
auch, und dies ist das allerwichtigste, dass Gott die 
Sünde und das Elend hat gestatten können, und dass er 
dazu hat mitwirken und mit beitragen können, ohne 
Schaden für seine höchste Weisheit und Güte, obgleich 
er, unbedingt gesprochen, alle diese Uebel hätte ver 
meiden können.
	        
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