Full text: Die Theodicee. (4)

Abhandlung II. § 217. 218. 219. 
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handelt es sich darum, Gutes zu thun, nicht Gutes zu 
empfangen. Melius est dare, quam accipere. (Das 
Geben ist besser, als das Empfangen.) Gottes Seligkeit 
ist immer vollkommen und kann weder innerlich noch 
äusserlich einen Zuwachs erhalten. 
218. Ich komme zu dem Ilaupteinwande, welchen 
Herr Bayle, nach Herrn Arnaud, mir macht. Er ist ver 
wickelt; sie behaupten, Gott wäre gezwungen und 
würde aus Zwang handeln, wenn er verpflichtet wäre, 
das Beste zu schaffen; oder er wäre wenigstens ohn 
mächtig gewesen, wenn er kein besseres Mittel für den 
Ausschluss der Sünde und der übrigen Uebel hätte auf 
finden können. Damit wird in Wahrheit geleugnet, dass 
das Universum das Beste sei und dass Gott genöthigt 
sei, sich dem Besten zuzuwenden. Dem habe ich bereits 
mehrmals begegnet; ich habe gezeigt, dass Gott nicht 
ermangeln kann, das Beste zu schaffen und dies voraus 
gesetzt, folgt, dass die Uebel, die wir erleiden, ver 
nünftiger Weise von dem Universum nicht ausgeschlossen 
werden konnten, weil sie eben darin vorhanden sind. 
Indess wollen wir das, was diese beiden ausgezeichneten 
Männer einwenden, oder vielmehr was Herr Bayle ein 
wendet, in Betracht nehmen; denn Herr Bayle gesteht, 
dass er die Gründe des Herrn Arnaud benutzt habe. 
219. Er sagt in Kap. 151 seiner Antwort auf die 
Fragen etc. Thl. III, S. 890: „Wäre es wohl möglich, 
„dass eine Natur, deren Güte, Heiligkeit, Weisheit, 
„Wissen und Macht unendlich ist, welche die Tugend 
„über alles liebt, wie die klare und bestimmte Vor 
stellung von dessen Natur in uns sie kennen lehrt und 
„wie beinah jede Seite der heiligen Schrift es bestätigt, 
„in der Tugend gar kein Mittel habe finden können, 
„was für ihre Zwecke passend und angemessen gewesen 
„wäre? Sollte wohl das Laster allein ihr dieses Mittel 
„geboten haben? Man möchte im Gegentheil glauben, 
„dass nichts dieser Natur genehmer wäre, als die 
„Tugend mit Ausschluss jedes Lasters in ihr Werk auf- 
„zunehmen.“ — Herr Bayle übertreibt hier die Dinge. 
Ich gestehe zu, dass einige Laster mit dem besten Plane 
für das Universum verknüpft sind, allein ich gebe nicht 
zu, dass Gott in der Tugend kein für seine Zwecke 
passendes Mittel habe finden können. Dieser Einwurf
	        
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