Full text: Die Theodicee. (4)

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Abhandlung II. § 222. 223. 
erhält die Liebe zur Tugend und das Glück der ver 
nünftigen Geschöpfe, was an sich unbestimmt ist und so 
weit geht, als sie vermögen, einige kleine Beschränkungen 
in Folge der Rücksicht auf das allgemeine Wohl. In 
diesem Sinne muss man die höchste Liebe Gottes zur 
Tugend und seinen höchsten Hass des Lasters ver 
stehen, wobei dessenungeachtet einiges Laster gestattet 
sein darf. 
223. Herr Arnaud und Herr Bayle meinen, dass 
diese Weise, die Hinge zu erklären und einen besten 
Plan für das Universum unter allen anzunehmen, der 
von keinem andern übertroffen werden könne, die Macht 
Gottes beschränke. Herr Arnaud sagt gegen den Pater 
Malebranche (in seinen Betrachtungen über das neue 
System der Natur und der Gnade, Thl. II, 385): „Haben 
„Sie wohl bedacht, dass Sie mit Annahme solcher 
„Sätze den ersten Artikel der Symbole Umstürzen, wonach 
„wir bekennen zu glauben an Gott den allmächtigen 
„Vater?“ — Schon vorher hatte Herr Arnaud gesagt 
(S. 362;: „Kann man, ohne sich selbst blind zu machen, 
„behaupten, dass ein solches Verfahren, was nicht ohne 
„diese hässliche Folge sein konnte, wonach die Mehrzahl 
„der Menschen ins Verderben geräth, mehr ein Zeichen 
„der Güte Gottes an sich trüge, als ein anderes Verfahren, 
„was, wenn Gott es befolgt, bewirkt hätte, dass alle 
„Menschen gerettet worden wären ? “ Und da Herr 
Jacquelot von den Grundsätzen nicht ablässt, die ich hier 
geltend gemacht habe, so macht ihm Herr Bayle ähnliche 
Vorwürfe (Antwort auf ,die Fragen, Cap. 151, S. 900, 
Thl. III) und sagt: „Wenn man solchen Erläuterungen 
„beitritt, so muss man den klarsten Begriffen über die 
„Natur des vollkommensten Wesens entsagen. Nach 
„denselben ist diesem alles möglich, was keinen Wider 
sprach enthält und also auch möglich, Menschen zu 
„retten, die es trotzdem nicht errettet; denn welcher 
„Widerspruch sollte daraus hervorgehen, dass die Zahl 
„der Erwählten grösser wird, als jetzt? Jene Begriffe 
„lehren uns, dass, weil jenes Wesen höchst glücklich ist, 
„es nichts wolle, was es nicht ausführen könne. Wie 
„ist es da zu begreifen, dass es dies nicht könne? Also 
„gebe man nur das Mittel an, wodurch man verstehen 
„kann, dass das Wesen es nicht könne. Wir suchten
	        
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