Full text: Die Theodicee. (4)

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Abhandlung- II. § 225. 226. 227. 
Dadurch vertheilt die göttliche Weisheit alle Möglich 
keiten, von denen sie schon jede einzelne für sich be 
trachtet hat, in so viele allgemeine Systeme und ver 
gleicht dieselben unter einander. Das Ergebniss aller 
dieser Vergleiche und Beziehungen ist die Wahl des 
Besten unter allen diesen möglichen Systemen, welche 
die Weisheit trifft, um der Güte vollkommen genug zu 
tkun und dies ist gerade der Plan des wirklich vorhan 
denen Universum’s. Alle diese Verrichtungen des gött 
lichen Verstandes erfolgen, obgleich sie unter sich eine 
Ordnung und eine Priorität von Natur einhalten, immer 
zusammen, die aber keine Priorität der Zeit nach ist. 
226. Bei einer genauen Betrachtung dieser Dinge 
wird man hoffentlich eine andere Vorstellung von der 
Grösse der göttlichen Vollkommenheiten bekommen, vor 
nehmlich von der Güte und Weisheit Gottes, welche die 
jenigen nicht erfassen können, welche Gott aus Zufall, 
ohne Anlass oder Ursache handeln lassen. Ich weiss 
auch nicht, wie meine Gegner einer so seltsamen An 
nahme ausweichen können, wenigstens wenn sie Gründe 
der Wahl bei Gott anerkennen und dass diese Gründe 
aus seiner Güte hervorgehen, wo dann nothwendig folgt, 
dass das Gewählte den Vorzug der Güte über das hat, 
was nicht gewählt worden ist, und deshalb das Beste 
von allem Möglichen ist. Das Beste kann in Güte nicht 
übertroffen werden und man begrenzt nicht die Macht 
Gottes, wenn man sagt, dass er das Unmögliche nicht 
thun kann. Ist es möglich, sagt Herr Bayle, dass es 
keinen bessern Plan giebt, als den Gott verwirklicht 
hat? Ich antworte, dass dies sehr möglich und selbst 
nothwendig wäre, ausgenommen, wenn es keinen 
bessern giebt, denn sonst würde Gott ihn vorgezogen 
haben. 203 ) 
227. Ich habe nun wohl genügend dargethan, dass 
es unter allen möglichen Plänen von dem Universum 
einen giebt, der besser ist als die übrigen, und dass 
Gott nicht unterlassen hat, diesen zu wählen. Herr 
Bayle will aber daraus folgern, dass Gott deshalb nicht 
frei sei. Seine Worte lauten (Kap. 151, S. 899 der an 
geführten Schrift): „Ich glaubte mit einem Manne zu 
„streiten, welcher mit mir annimmt, dass die Güte und die
	        
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