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Vorrede.
Und was die Gnade und die Vorherbestimmung an
langt, so rechtfertige ich die bedenklichsten Aussprüche,
wie z. B. den, dass wir nur durch die vorausgehende
Gnade Gottes bekehrt werden und dass wir das Gute
nur mit seinem Beistand vollbringen können; ferner dass
Gott das Heil aller Menschen will und dass er nur die
mit bösen Willen verdammt und dass er allen eine ge
nügende Gnade gewährt, vorausgesetzt, dass sie davon
Gebrauch machen wollen, und dass Jesus Christus der
Anfang und der Mittelpunkt der Erwählung ist und dass i
Gott die Erwählten zum Heil bestimmt hat, weil er vor- i
aussah, dass sie in einem lebendigen Glauben sich der
Lehre Jesu Christi anschliessen würden. Allerdings ist
es richtig, dass dieser Grund für die Erwählung nicht
der letzte Grund ist und dass selbst dieses Voraussehen
noch eine Folge seines vorhergegangenen Beschlusses ist;
ebenso ist der Glaube ein Geschenk Gottes und Gott hat
die Gläubiger aus Gründen eines höheren Beschlusses im
voraus bestimmt, welcher die Gnade und die unter
stützenden äusseren Umstände in Gemässheit der Tiefe
seiner Allweisheit vertheilt.
Da nun einer der ausgezeichnetsten Männer unserer
Zeit, dessen Beredtsamkeit so gross, wie sein Scharfsinn .
ist und welcher grosse Beweise von seiner ausgebreiteten
Gelehrsamkeit gegeben hat, in Folge einer Richtung, die
ich nicht weiter bezeichnen mag, unternommen hat, alle ;
Schwierigkeiten in dieser Materie, die ich nur im Umriss
hier angedeutet habe, zu beseitigen, so habe ich ein
vortreffliches Feld um mich zu üben gefunden, indem
ich mit ihm in die Einzelheiten eingehe. Ich erkenne
an, dass Herr Bayle (denn man wird leicht bemerken,
dass ich ihn meine) den Vortheil ganz auf seiner Seite
hat, wenn man nicht auf die tiefere Grundlage der Sache
eingeht; aber ich hoffe, dass die nackte Wahrheit (die
nach seinem eigenen Anerkenntniss mir zur Seite steht)
mich über allen Schmuck der Beredtsamkeit und der
Gelehrsamkeit wird siegen lassen, sofern nur diese
Wahrheit so, wie es sich gehört, dargelegt wird. Ich
hoffe um so mehr, dass mir dies gelingen wird, als ich
die Sache Gottes vertrete und als einer der Sätze, die ich
vertheidige, dahin lautet, dass Gottes Beistand denen nicht
mangelt, denen es nicht an guten Willen fehlt.