Abhandlung II. § 234.
291
19*
234. Dasselbe ist auf das zu antworten, was Herr
Bayle in Kap. 165 (S. 1071) sagt: „Das geeignetste
„Mittel, ein Ziel zu erreichen, ist offenbar nur ein ein
ziges“ (ganz richtig, wenigstens für den Fall, wo Gott
gewählt hat). „Wenn daher Gott unwiderstehlich bestimmt
„worden ist, dieses Mittel anzuwenden, so hat er auch
„nothwendig dieses Mittels sich bedienen müssen.“
(Sicherlich ist er dazu veranlasst worden, er ist dazu
bestimmt worden, oder vielmehr, er hat sich dazu be
stimmt, allein das Sichere ist nicht immer nothwendig,
oder durchaus unwiderstehlich; die Sache hätte anders
verlaufen können, allein es ist nicht geschehen und dies
aus einem Grunde. Gott hat unter den verschiedenen
zu treffenden Vornahmen, die alle möglich waren, ge
wählt, deshalb konnte er, im metaphysischen Sinne, das
wählen oder tlmn, was nicht das Beste war; aber er
konnte es im moralischen Sinne nicht. Ein Beispiel aus
der Geometrie wird dies erläutern. Der beste Weg von
einem Punkte zu dem andern ist [wenn man von den
Hindernissen und andern Zufälligkeiten in der Mitte ab
sieht] nur einer; es ist der in der kürzesten Linie,
welches die gerade ist. Trotzdem giebt es unzählige
Wege von dem einen Punkt zu dem andern. Deshalb
bin ich nicht gezwungen, die gerade Linie zu gehen,
allein sofort, wenn ich das Beste wähle, bin ich zum
Gehen auf dieser Linie bestimmt, obgleich es nur eine
moralische Noth wendigkeit bei dem Weisen ist und
damit fallen die weiteren Schlussfolgerungen.) „Daher
„hat Gott nur das, was er gethan, thun können und
„deshalb ist das, was nicht geschehen ist und niemals
„geschehen wird, unbedingt unmöglich.“ — (Diese Fol
gerungen fallen, sage ich; denn weil es viele Dinge
giebt, die niemals geschehen sind und niemals geschehen
werden, und die man doch deutlich sich vorstellen kann
und die keinen Widerspruch enthalten, so kann man sie
nicht für unbedingt unmöglich erklären. Herr Bayle hat
dies selbst in einer Stelle gegen die Spinozisten ebenso
dargelegt, die ich früher citirt habe und er hat wieder
holt anerkannt, dass nur das sich Widersprechende un
möglich ist; hier ändert er aber seine Schreibweise und
seine Worte.) „Deshalb ist das Beharren Adam’s in der
„Unschuld immer unmöglich gewesen; also war sein Fall