292
Abhandlung II. § 234. 285. 236.
„unbedingt nothwendig, und selbst dem Beschlüsse Gottes
„vorhergehend, denn es wäre ein Widerspruch, wenn
„Gott etwas gegen seine Weisheit beschliessen wollte.
„Es ist im Grunde gleich, ob man sagt: Dies ist für
„Gott unmöglich, oder ob man sagt: Gott könnte es
„thun, wenn er wollte, aber er kann es nicht wollen.“ —•
(Dies ist in einem gewissen Sinne eine Verdrehung der
Worte wenn man sagt, man kann wollen, man will
wollen; die Macht bezieht sich hier auf die Handlungen,
welche man will. Indess enthält es keinen Widerspruch,
dass Gott eine Sache, die keinen Widerspruch enthält
[direkt, oder nur erlaubend], wolle und in diesem Sinne
kann man sagen, dass Gott sie wollen kann.) 207 )
235. Kurz, es handelt sich, wenn man von der Mög
lichkeit einer Sache spricht, nicht um die Ursachen,
welche deren wirkliches Dasein herbeifiihren oder hindern
sollen; denn sonst verändert man die Bedeutung der
Worte und hebt den Unterschied zwischen möglich und
wirklich auf. Dies thut Abälard und wohl auch Wiclef
nach ihm und sie sind deshalb ohne Noth auf Aussprüche
gerathen, die unbequem und anstössig sind. Deshalb ver
ändert man die Frage, wenn man bei der Prüfung, ob
eine Sache möglich oder nothwendig sei, die Erwägung
über das, was Gott will und wählt, einmischt. Denn
Gott wählt unter dem Möglichen, und deshalb ist seine
Wahl eine freie und keine erzwungene; gäbe es nur
eine Möglichkeit, so gäbe es weder eine Wahl noch eine
Freiheit. 20S )
236. Ich muss auch noch auf die Schlüsse des
Herrn Bayle antworten, um keine Einwendung dieses
gescheidten Mannes zu übergehen. Sie finden sich im
Kap. 151 seiner Antwort auf die Fragen etc. S. 900.
901. Tlil. III.
Erster Schluss.
„Gott kann nichts wollen, was seiner nothwendigen
„Liebe zu seiner Weisheit entgegengesetzt ist.“
„Nun ist das Heil all er Menschen der nothwendigen
„Liebe Gottes zu seiner Weisheit entgegengesetzt.“
„Also kann Gott das Heil aller Menschen nicht
„wollen.“