Vorrede.
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Von letzterem glaubt der Verfasser dieser Abhand
lung den Beweis durch die Sorgfalt geliefert zu haben,
welche er auf diesen Gegenstand verwendet hat. Er hat
seit seiner Jugend darüber nachgedacht; er hat sie mit
mehreren der einsichtigsten Männer dieser Zeit be
sprochen und er hat sich darüber durch das Studium
guter Schriftsteller unterrichtet. Der Erfolg, welchen
Gott ihm bei einigen anderen Untersuchungen (nach dem
Urtheil mehrerer urtheilsfähiger Pächter) gewährt hat,
welche von grossem Einfluss auf den vorliegenden
Gegenstand sind, lässt ihn wohl mit Kecht auf die Auf
merksamkeit derjenigen Leser hoffen, 'welche die Wahrheit
lieben und zu deren Aufsuchung geeignet sind.
Der Verfasser hatte iiberdem noch besondere und
gewichtige Gründe; um die Feder zur Untersuchung dieses
Gegenstandes in die Hand zu nehmen. Wiederholt haben
ihn dazu die Unterhaltungen veranlasst, welche er dar
über mit Gelehrten und Hofleuten in Deutschland und
Frankreich und besonders mit einer der bedeutendsten
und vollendetsten Fürstin gepflogen hat i’). Ich habe die
Ehre gehabt, dieser Fürstin meine Ansichten über mehrere
Stellen des vortrefflichen Wörterbuches des Herrn Bayle
auseinandersetzen zu können, wo die Vernunft und die
Beligion als Kämpfer gegen einander auftfeten und wo
Herr Bayle der Vernunft erst zu schweigen heisst, nach
dem er sie zu laut hat sprechen lassen. Er nennt dies
den Triumph des Glaubens. Ich habe bereits erklärt,
dass ich anderer Ansicht bin; aber ich freue mich, dass
ein so grosser Geist mir damit die Gelegenheit verschafft,
um diesen eben so wichtigen wie schwierigen Fragen
auf den Grund zu gehen. Ich gestehe, dass ich sie seit
lange geprüft habe, und dass ich mekreremale Bedenken
gehabt, meine Gedanken hierüber zu veröffentlichen, die
nur diejenige Erkenntniss Gottes fördern sollen, welche
die Frömmigkeit erweckt und die Tugend nährt. Jene
Fürstin ermahnte mich indess, diese lang gehegte Absicht
auszufiihren und manche Freunde thaten dasselbe. Ich
war um so mehr versucht, diesen Wünschen nachzugeben,
als ich in Folge meiner Untersuchungen hoffen konnte,
dass die Einsicht und die Kenntnisse des Herrn Bayle
mir dabei helfen würden, um den Gegenstand so klar
darzulegen, als unserer beider gemeinsamen Sorgfalt