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Vorrede.
möglich sein würde. Indess kamen manche Abhaltungen
dazwischen; der Tod der unvergleichlichen Königin war
nicht der geringste. Inmittelst geschah es, dass Herr
Bayle von ausgezeichneten Männern angegriffen wurde,
welche die Untersuchung derselben Fragen unternahmen.
Herr Bayle antwortete ihnen ausführlich und immer
geistreich. Ich verfolgte diesen Streit und hätte beinah
mich selbst hineingemischt. Es kam dies in folgender
Weise:
Ich hatte ein neues System veröffentlicht, das mir
geeignet schien, die Verbindung zwischen Seele und
Körper zu erklären «). Es fand selbst bei denen Beifall,
welche nicht ganz damit einverstanden waren und viele
geschickte Männer versicherten mich, dass sie schon
ähnliche Ansichten gehabt, aber zu keiner scharfen Auf
fassung gelangt seien, ehe sie meine Schrift gelesen
gehabt. Herr Bayle beurtheilte die Schrift in seinem
historischen und kritischen Wörterbuche in dem Artikel:
Rorarius. Er meinte, dass meine Aufklärungen eine
weitere Pflege verdienten; er zeigte deren Nützlichkeit
in mehreren Beziehungen und er hob auch die Punkte
hervor, wo noch Schwierigkeiten sich ergeben dürften.
Ich musste auf solche verbindliche Aeusserungen und
solche belehrende Betrachtungen natürlich antworten, und
wegen des grösseren Nutzens für mich, veröffentlichte
ich einige Erläuterungen in der Gelehrten - Geschichte,
Juli 1680 r ). Herr Bayle antwortete darauf in der
zweiten Ausgabe seines Wörterbuchs. Ich sandte ihm
sodann eine Entgegnung s ), die noch nicht erschienen ist
und ich weiss nicht, ob er darauf zum d,ritten Male ge
antwortet hat.
Inmittelst hatte Herr Le Clerc *) in seiner „aus
erwählten Bibliothek“ einen Auszug aus dem „System
des Verstandes“ des verstorbenen Herrn Cudworth «) ge
liefert und darin gewisse formende Naturen erläutert,
welche dieser ausgezeichnete Schriftsteller bei der Bil
dung der Thiere benutzt hatte. Herr Bayle glaubte
(man sehe die Fortsetzung seiner „Mancherlei Gedanken“,
Kapitel 21, Artikel 11), dass, da diese Naturen des Be
wusstseins ermangelten, man durch ihre Annahme den
Grund erschüttere, welcher aus der wunderbaren Ge
staltung der Dinge darlegt, dass die Welt eine vernünftige