Full text: Die Theodicee. (4)

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Vorrede. 
und welches er früher geprüft hatte. Er erklärte (iu 
Kap. 180 seiner Antwort auf die Fragen eines Mannes 
aus der Provinz, Seite 1253, Theil 3), dass nach seiner 
Ansicht Gott dem Stoffe oder einer andern Ursache keine 
organisirende Kraft habe verleihen können, ohne ihm 
nicht auch die Vorstellung oder die Kenntniss der Orga 
nisation mitzutheilen und dass er noch nicht glauben 
könne, dass Gott trotz all seiner Macht über die Natur 
und seines ganzen Vorauswissens der möglichen Folgen, 
die Dinge hätte so einrichten können, dass durch die 
blosen mechanischen Gesetze z. B. ein Schiff in den ihm 
angewiesenen Hafen gelangen könne, ohne dass es 
während seiner Fahrt durch irgend einen einsichtigen 
Aufseher geleitet worden sei. Ich war erstaunt, dass 
man der Macht Gottes Grenzen setzte, ohne irgend einen 
Beweis dafür anzuführen und ohne anzudeuten, dass von 
Seiten des Gegenstandes hier kein Widerspruch und von 
Seiten Gottes keine Unvollkommenheit zu befürchten sei, 
obgleich ich in meiner Entgegnung schon gezeigt hatte, 
dass selbst die Menschen oft Automaten verfertigen und 
damit etwas Aehnliches herstellen, wie die von der Ver 
nunft ausgehenden Bewegungen und dass schon ein end 
licher, aber freilich stärkerer Geist als der unselige 
selbst das auszuführen vermöchte, was Herr Bayle für 
etwas der Gottheit Unmögliches erklärt; abgesehen 
davon, dass Gott im voraus alle Dinge auf einmal ge 
regelt hat und deshalb die Einhaltung des richtigen 
Weges durch dieses Schiff nicht auffallender erscheint, 
als der Weg einer Rakete längs der Leine bei einem 
Feuerwerk, da die ganze Regelung aller Dinge eine voll 
kommene Harmonie zwischen ihnen durch deren gegen 
seitige Einwirkung einhält. 
Jene Erklärung des Herrn Bayle nöthigte mich zu 
einer Erwiederung und ich wollte ihm Vorhalten, dass 
wenn man nicht mindestens sagen wolle, Gott selbst bilde 
die organischen Körper durch ein fortgehendes Wunder 
oder er habe dies Geistern aufgetragen, deren Macht und 
Wissen beinah göttlich wäre, man annehmen müsse, 
Gott habe die Dinge im Voraus so geschaffen, 
dass die neuen Organismen nur die mechanische Folge 
einer vorgehenden organischen Einrichtung seien, ebenso 
wie die Schmetterlinge aus den Seidenwürmern entstehen,
	        
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