Full text: Die Theodicee. (4)

Abhandlung 
über 
die Uebereinstimmimg des Glaubens 
mit der Vernunft. 
1. Ich beginne mit der Vorfrage in Betreff der 
Uebereinstimmimg des Glaubens mit der Vernunft, und 
des Gebrauchs der Philosophie in der Theologie; denn 
diese Frage ist von grossem Einfluss auf den Gegenstand 
meiner Abhandlung und Herr Bayle geht überall auf 
dieselbe zurück. Ich nehme an, dass zwei Wahrheiten 
sich nicht widersprechen können, dass der Glaube es 
mit der Wahrheit zu thun, welche Gott auf eine ausser 
ordentliche Weise offenbart hat und [dass die Vernunft 
eine Verknüpfung von Wahrheiten isiund zwar in Ver 
gleich mit dem Glauben, von solchen Wahrheiten, welche 
der menschliche Geist durch seine Natur ohne Unter 
stützung vom Licht des Glaubens erreichen konnteTj 
Diese Definition der Vernunft (d. h. von der rechten uncT 
wahrhaften Vernunft) hat Manchen überrascht, der gewohnt 
ist, gegen die in einem unbestimmten Sinne genommene 
Vernunft zu eifern. Man hat mir entgegnet, dass man 
niemals eine solche Erklärung von derselben gehört habe; 
allein diese Gegner haben nie mit Männern verkehrt, 
welche sich über diese Dinge genau ausdrückten, und 
doch hat man eingeräumt, dass man die Vernunft in 
diesem von mir gegebenen Sinne nicht tadeln könne. 
Uebrigens wird die Vernunft in diesem Sinne auch mit 
unter der Erfahrung entgegengestellt, da sie in einer 
Verknüpfung der Wahrheiten besteht und daher berechtigt 
Theodicee von Leibniz. 3
	        
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