Abhandlung
über
die Uebereinstimmimg des Glaubens
mit der Vernunft.
1. Ich beginne mit der Vorfrage in Betreff der
Uebereinstimmimg des Glaubens mit der Vernunft, und
des Gebrauchs der Philosophie in der Theologie; denn
diese Frage ist von grossem Einfluss auf den Gegenstand
meiner Abhandlung und Herr Bayle geht überall auf
dieselbe zurück. Ich nehme an, dass zwei Wahrheiten
sich nicht widersprechen können, dass der Glaube es
mit der Wahrheit zu thun, welche Gott auf eine ausser
ordentliche Weise offenbart hat und [dass die Vernunft
eine Verknüpfung von Wahrheiten isiund zwar in Ver
gleich mit dem Glauben, von solchen Wahrheiten, welche
der menschliche Geist durch seine Natur ohne Unter
stützung vom Licht des Glaubens erreichen konnteTj
Diese Definition der Vernunft (d. h. von der rechten uncT
wahrhaften Vernunft) hat Manchen überrascht, der gewohnt
ist, gegen die in einem unbestimmten Sinne genommene
Vernunft zu eifern. Man hat mir entgegnet, dass man
niemals eine solche Erklärung von derselben gehört habe;
allein diese Gegner haben nie mit Männern verkehrt,
welche sich über diese Dinge genau ausdrückten, und
doch hat man eingeräumt, dass man die Vernunft in
diesem von mir gegebenen Sinne nicht tadeln könne.
Uebrigens wird die Vernunft in diesem Sinne auch mit
unter der Erfahrung entgegengestellt, da sie in einer
Verknüpfung der Wahrheiten besteht und daher berechtigt
Theodicee von Leibniz. 3