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Anhang- II.
die Sätze darin als die seinigen auffassen möchten, so
wahr sie auch sein möchten. Indess geschah es, dass
Herr Hobbes selbst die Schrift einen ihm befreundeten
Franzosen mittheilte und einem jungen Engländer die
Uebersetzung derselben in das Französische für diesen
Freund erlaubte. Dieser junge Mann behielt für sich eine
Abschrift des englischen Originals und veröffentlichte es
ohne Vorwissen des Verfassers in England. Der Erz
bischof war dadurch genöthigt, darauf zu antworten und
Herr Hobbes entgegnete diesem und veröffentlichte dann
die sämmtlichen Schriftstücke in einem Buche von
348 Seiten, was im Jahre 1656 in London in Quart
unter dem Titel gedruckt wurde: Die Frage über Frei
heit, Nothwendigkeit und Zufall, erläutert und erörtert
zwischen dem Dr. Bramhall, Erzbischof von Derry und
Thomas Hobbes von Malmesbury. Es giebt noch eine
spätere Ausgabe von 1684, die in einem Werke von
Hobbes: Der Tripous (Der Dreifuss von Hobbes) enthalten
ist und wo sich auch dessen Schrift über die menschliche
Natur, seine Abhandlung über den politischen Körper
und seine Abhandlung über die Freiheit und Nothwendig-
keit befindet; allein es fehlt da die Entgegnung des Erz
bischofs und die Antwort von Hobbes. Herr Hobbes
bespricht den Gegenstand mit seinem bekannten Geist
und Scharfsinn, allein es ist schade, dass man sich von
beiden Seiten auf mancherlei kleine Kniffe einlässt, wie
dies ja vorkommt, wenn man bei dem Spiel empfindlich
wird. Der Erzbischof spricht sehr heftig und nimmt
eine hohe Miene an. Herr Hobbes erspart ihm von
seiner Seite nichts und zeigt ein wenig zu viel Ver
achtung der Theologie und der scholastischen Kuustworte,
an die sich der Erzbischof heftet.
2. Allerdings findet sich in den Ansichten von
Herrn Hobbes manches Sonderbare, was sich nicht auf
recht erhalten lässt. Nach ihm hängen die Lehren über
die Gottheit gänzlich von der Bestimmung des Staats
oberhauptes ab und Gott ist weder von den guten noch
schlechten Handlungen der Geschöpfe die Ursache. Alles
was Gott thut, ist, nach Hobbes, gerecht, weil es
Niemand über Gott giebt, welcher ihn strafen oder
zwingen könnte. Mitunter spricht er so, als wären das,
was man über Gott sage, nur Artigkeiten, d. h. Reden,