Full text: Die Theodicee. (4)

Anhang II. 
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durch die man ihn ehre, aber nicht erkenne. Es scheint 
ihm, dass die Strafen der Bösen durch deren Vernichtung 
aufhören müssen, ohngefähr wie die Socinianer es be 
haupten, nur geht Herr Hobbes wohl noch viel weiter. 
Seine Philosophie, nach welcher nur die Körper Sub 
stanzen sein sollen, scheint der Vorsehung Gottes und 
der Unsterblichkeit der Seele wenig günstig. Er sagt 
vielfach über andere Gegenstände sehr vernünftige Dinge 
und zeigt ganz gut, dass nichts aus Zufall geschehe, 
sondern dass der Zufall nur die Unkenntniss der die 
Wirkung herbeiführenden Ursachen bedeute. Für jede 
Wirkung bedarf es eines Zusammentreffens aller zu 
reichenden Bedingungen, welche dem Ereigniss vorher 
gehen; es dürfe also auch nicht eine fehlen, wenn das 
Ereigniss folgen soll, weil es eben Bedingungen seien. 
Ebenso trete das Ereigniss unausbleiblich ein, wenn alle 
Bedingungen vorhanden sind, weil es zureichende Be 
dingungen sind. Dies kommt auf das von mir so oft 
Gesagte hinaus, dass Alles aus bestimmenden Ursachen 
eintrete und dass, wenn wir diese kennten, wir auch 
gleichzeitig wissen würden, weshalb die Sache eingetreten 
und weshalb es nicht anders geschehen ist. 
3. Indess verleitet den Verfasser seine Laune zu 
Sonderbarkeiten; er liebt es, den Andern zu wider 
sprechen und er gelangt zu übertriebenen und hässlichen 
Folgerungen und Ausdrücken, als wenn alles in Folge 
einer unbedingten Nothwendigkeit sich ereigne, während 
der Erzbischof von Derry in seiner Antwort auf 
Artikel 35, S. 327 sehr richtig bemerkt, dass nur eine 
hypothetische Nothwendigkeit daraus folge, wie man sie 
den Ereignissen in Bezug auf das Vorauswissen Gottes 
zugesteht. Allein Herr Hobbes will, dass dieses Voraus 
wissen Gottes allein hinreiche, um eine unbedingte Noth 
wendigkeit der Ereignisse zu begründen. Dies war auch 
die Meinung von Wicleff und selbst von Luther, als er 
über das servum arbiirium (den unfreien Willen) 
schrieb; wenigstens sprachen beide so. Allein man 
sieht jetzt genügend ein, dass diese Art von Noth 
wendigkeit, welche man die hypothetische nennt, welche 
von dem Vorauswissen oder andern vorgehenden Gründen 
kommt, nichts beunruhigendes hat, während es ganz 
anders sein würde, wenn die Sache an sich nothwendig
	        
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