Full text: Die Theodicee. (4)

Anhang- II. 
445 
was er wollen will.— Dies ist schlecht ausgedrückt; 
man ist nicht der unbedingte Herr über seinen Willen, so 
dass man ihn auf der Stelle ändern könnte, ohne dass 
man dazu ein Mittel oder eine Wendung brauchte. 
2. Wenn der Mensch eine gute Handlung will, 
so tritt der Wille Gottes mithelfend zu dem 
seinen, sonst nicht. — Dies ist gut gesagt, nur muss 
man es so verstehen, dass Gott die schlechten Handlungen 
nicht will, obgleich er sie gestatten will, damit nicht etwas 
eintrete, was schlimmer als diese Sünde ist. 3. Dass 
der Wille wählen kann, was er wollen und 
was er nicht wollen will. — Dies ist falsch, in Be 
zug auf das gegenwärtige Wollen. 4. Dass die Dinge 
ohne Nothwendigkeit und Zufall eintreten. — 
Falsch; was ohne Nothwendigkeit eintritt, tritt deshalb 
nicht zufällig ein d. h. ohne Ursache und ohne Grund. 
5. Dass, trotzdem dass Gott das Eintreten 
eines Ereignisses voraussieht, es doch nicht 
nothwendig eintreten müsse, indem Gott die 
Dinge nicht als kommende oder wie in ihren 
Ursachen, sondern wie gegenwärtige voraus 
sieht. — Hier ist der Anfang gut, aber das Ende 
schlecht. Die Nothwendigkeit der Folge ist mit Grund 
anzuerkennen, aber man braucht deshalb nicht auf die 
Frage zurückzugehen, wie das Kommende Gott gegen 
wärtig sei, weil die Nothwendigkeit der Folge die Zu 
fälligkeit des Ereignisses an sich oder der Folge nicht 
verhindert. 
7. Herr Hobbes glaubt, dass die durch die Arminianer 
wieder angeregte Lehre, welche in England durch den 
Erzbischof Laud und dem Hof begünstigt worden, indem 
die Besetzung der wichtigen geistigen Aemter nur durch 
Anhänger dieser Partei geschehen sei, zu der Revolution 
beigetragen habe, in Folge deren der Erzbischof von Derry 
und er selbst sich in ihrer Verbannung in Paris beim Lord 
Newcastle begegnet und in Streit gerathen seien. Nun 
möchte ich allerdings nicht alle Schritte des Erzbischofs 
Laud billigen, trotz seiner Verdienste und seines guten 
Willens, denn er hat die Presbyterianer zu sehr begünstigt. 
Man kann wohl sagen, dass die Revolutionen sowohl in 
den Niederlanden, wie in Grossbritannien zum Theil von 
der grossen Intoleranz der Strenggläubigen veranlasst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.