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feierte, nachdem die ganze Sommerarbeit in Acker und Weinberg getan
war. Dieses Herbstfest ist das einzige, das in alter Zeit durch Wall
fahrten zürn nächstgelegenen Heiligtum begangen wurde. Das Passah-
fest und mit ihm das Fest der ungesäuerten Brote hat man in Wirklich
keit niemals am Heiligtum, sondern immer zu Hause in der Familie
gefeiert. Und das „Wochenfest" ist offenbar überhaupt nur eine
lewitifche Erfindung gewesen; aus dem tatsächlichen Leben des alten
Israel kennen wir nicht eine Spur seiner Existenz.
Tie Forderung der dreimaligen Festfeier statt der in Wirklichkeit >
einmal jährlich geübten diente natürlich dein Interesse der Priester.
Der Bauer, der mitten aus der Sommerarbeit herausgerissen werden
sollte, hätte sie niemals erfunden. Aber der Priester hatte höhere
Einnahmen und höheres Ansehen, wenn er dreimal im Jahre aus allen
Familien seines Bezirks Opferanteile erhielt!
Ebenso zeigen die Bestimmungen über das Opfer die Tendenz, die
altüberlieferten Leistungen erheblich zu steigern. Das alte Passah
fest war das Fest von Nomaden gewesen, die Schaf- oder Ziegenherden
besaßen; es forderte, einmal im Jahre, im Frühling, je das Beste vom 4
Jahreswurf der -schafe oder Ziegen für Jahwe. Jetzt formulierten die
Priester ganz allgemein den Satz, daß jede Erstgeburt Jahwe gehöre. |
(Gebot 3.) Das heißt: die Pflicht zum Opfer wird über das ganze
Jahr ausgedehnt und auf allen Besitz, auf Rindvieh so gnt wie auf Feld
früchte oder Menschenkinder bezogen. Von den Erstlingsgarben des,
Feldes wird das im Gesetz selber gesagt (Gebot 9): sie sollen auf alle >'
Fälle, auch außerhalb der drei Feste, zum Tempel gebracht werden.
Und ein alter Zusatz zum Gesetz, der das Gebot von der Erstgeburt
näher erläutert, spricht ausdrücklich aus, daß auch die menschlich^ Erst
geburt Jahwe verfallen sei, und daß sie durch ein Schlaf gelöst werden
müsse.
ao sehen wir aus diesem ältesten uns bekannten Programm der.
Lewiten, wie sie eine merkwürdige Doppelstellung im Volksleben ein
genommen haben. Einerseits waren sie Priester, das heißt, sie waren
eine ausbeutende Klasse, feie lebten nicht von eigener Arbeit und ,
eigenem Boden, sondern von den Abgaben, die das Volk der Bauern ' \
ihnen brachte. Und sie haben redlich danach gestrebt, diese Abgaben so >
hoch zu schrauben wie nur irgend möglich. Andererseits aber waren sie
selbst in Opposition gegen reichere und glücklichere Konkurrenten. Von
den großen Heiligtümern des königlichen Kultus waren sie aus
geschlossen; in unbeachteten Landarten mögen sie ihr kärgliches Dasein
gefristet haben. Daher das Bestreben, den Königskultus verächtlich
zu machen und die wallfahrenden Israeliten von Bethel, Dan, Beerseba
usw. fort zu ihren stillen Heiligtümern zu lenken. Ihr Selbstinteresse
brachte sie in Opposition zum König und zu den herrschen Klassen. Aus
beuter des Volkes wie irgendeiner, mußten sie doch in: Volk den Haß und
die Verachtung gegen die neumodischen Kulte der herrschenden Klassen i
schüren.
Die Zehn Gebote des Elohisten.
Schon durch ihre eigene soziale Stellung konnte den Lewiten der «
Gedanke nahegelegt werden, für ihre Gruppeninteressen Hilfe und s»
Unterstützung bei denjenigen Teilen des Volkes zu suchen, die selbst aus
sozialen Gründen gegen die herrschenden Klassen in Opposition standen.
Machten sie sich zu Fürsprechern der Verarmten und Unterdrückten, so £