Full text: Das sogenannte Gesetz des Mose (5)

Gelegenheit gesagt haben sollte. Und die Zahl solcher „mosaischen" 
Gesetze oder Spruchreihen konnte ins Unermeßliche wachsen. 
Tatsächlich haben wir manche Spuren dafür, daß es schließlich 
eine ganze Literaturgattung gab, die sich mit der Aufstellung solcher 
einzelnen Reihen von Jahwesprüchen befaßte. Einzelne und in ihrer 
Gesamtheit nicht unerhebliche Reste davon sind uns im dritten und 
gelegentlich Wohl auch im fünften Buch Mose erhalten. Sie setzen alle 
die Situation des elohistischen Geschichtsbuches voraus: Jahwe offen 
bart sich dem Volk zum ersten Male mit seinem Jahwenamen und 
gibt dabei zugleich über die Art und Weise seiner richtigen Verehrung 
Bescheid. Beispielshalber seien zwei solcher Spruchreihen wörtlich 
zitiert, die merkwürdige Berührungspunkte mit der späteren Form der 
Zehn Gebote zeigen. , 
1. Du sollst das Feld nicht bis zum äußersten Rande abernten, 
und auch eine Nachlese sollst Du von Deiner Ernte nicht halten. 
Auch Deinen Weinberg sollst Du nicht nachlesen, und abgefallene 
Beeren von Deinem Weinberge sollst Du nicht auflesen: dem Armen 
und dein Fremdling sollst Du sie übriglassen. Ich bin Jahwet 
2. Du sollst Deinen Nächsten nicht übervorteilen, und Du sollst 
nicht rauben. Der Lohn Deines Tagelöhners soll nicht über Nacht 
bis zum Morgen bei Dir bleibe». Du sollst einem Tauben nicht 
fluchcii und einem Blinden kein Hindernis in de» Weg stellen, lliid 
Du sollst Dich fürchten vor Deinem Gott! Ich bin Jahwe! 
3. Du sollst lischt für bcn Niedrigen Partei nehmen, aber auch 
den Großen nicht begünstigen. Mit Gerechtigkeit sollst Du Deinen 
Volksgenossen richten. Gehe nicht als Verleumder in Deinem Volke 
umher, und trachte Deinem Bruder nicht nach deiii Leben. Ich bin 
Jahwe! 
4. Hasse Deinen Bruder nicht in Deinem Herzen, sondern weise 
Deinen Volksgenossen zurecht, daß Du nicht seinetwegen Sünde auf 
Dich ladest. Sei nicht rachsüchtig >i»d trage Deinem Volksgenossen 
nichts nach. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! Ich bin Jahwe! 
5. Du sollst Deine Tochter nicht entweihen, indem Dil sie zur 
heiligen Unzucht anhältst, dainit nicht das Land voll Dirnen ii»d 
Unzucht werde. Vor grauem Haar sollst Du aufstehen, und den 
Greis sollst Dn ehren. Und Dil sollst Dich fürchten vor Deinem 
Gott! Ich bin Jahwe! . (Stücke aus 3. Mose 19.) 
II. 
1. Heilig sollt ihr fein; denn ich bin heilig, Jahwe, euer Gott. 
2. Jeder soll seinen Vater und seine Mutter fürchten: und meine 
Sabbate sollt ihr beobachten. Ich biil Jahwe, euer Gott. 
3. Nicht sollt ihr euch zu den Götzen wenden, und einen Gott 
aus Metallguß sollt ihr euch nicht machen. Ich bin Jahwe, euer Gott. 
4. Ihr sollt nicht stehlen uiid nicht lügen und nicht betrügen, 
ein jeder seinen Volksgenossen. Und ihr sollt nicht bei meinem Namen 
zur Lüge schwören, daß ihr daniit meinen Namen entweiht. Ich bin 
Jahwe, euer Gott. 
6. Nicht sollt ihr etwas in seinem Blute essen; nicht sollt ihr 
wahrsagen und Zauberkünste treiben; nicht sollt ihr die Seite eures 
Haupthaares kreisförmig beschneiden; nicht sollt ihr um eines Toten 
willen euch Einschnitte an eurem Leibe niachen; nicht sollt ihr euch 
eine Tätowierung in die Haut brennen lassen. Ich biil Jahwe, 
euer Gott. 
Biblische Geschichten. V. 2
	        
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